Kunstmesse im Weltkulturerbe

Das Ruhrgebiet will sich gegen das Rheinland positionieren.

Essen. Die Contemporary Art Ruhr, kurz CAR genannt, ist fünf Jahre alt geworden. Sie versteht sich als Kunstmarkt für das Ruhrgebiet mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern. Die 100 Aussteller schwören auf diese Plattform mit ihren niedrigen Standmieten (1200 Euro) und ihrem neugierigen Publikum. Der Galerist Jochen Börgmann aus Krefeld erklärt: „Die Location ist hervorragend. Ich möchte, dass die Messe eine Zukunft hat.“

Und Galerist Peter Tedden aus Düsseldorf wünscht sich, „dass das Ruhrgebiet an Fahrt gewinnt“. Demonstrativ bieten die Veranstalter Silvia Sonnenschmidt und Thomas Volkmann ihre Verkaufsschau parallel zur Kölner Art Fair an. Bei so viel Lokalpatriotismus sind sie sich sicher, dass sie auch ohne den Bonus einer Kulturhauptstadt an diesem Wochenende 8000 Besucher anlocken können.

Die Lage der Messe besticht. Die Hallen der Zeche Zollverein sind grandios, und erstmals erhalten die Aussteller auch Einlass in das Designmuseum, das allein schon wegen seiner atemberaubenden Industriearchitektur eine Reise nach Essen wert ist. Auf diesem Niveau mitzuhalten, gelingt nicht allen Teilnehmern.

Hier trumpfen Börgmann aus Krefeld und die WM Galerie aus Amsterdam auf. Börgmann zeigt den Immendorff-Schüler Roger Wardin, der zwar etwas nach Daniel Richters wilder Malerei schielt, aber zugleich eigene Energien entwickelt. Farbsatte Schaulust gibt es bei Marcel Hüppauff zu sehen. Im Kontrastprogramm dazu zeigt Tedden Miniporträts von Manfred Mahsberg und naive Ruhrgebietsromantik von Uwe Soßbach.

Die Messe sponsert 17 Künstler ohne Galerie. Hier fällt Nadine Wottke aus Erfurt auf, die in einer Porzellanmanufaktur ein kniendes Pferd als „Herrenreiter“ herstellte, ein freches Machwerk aus weißem, glasierten Porzellan mit Kunsthaar, das dem Kerlchen zu Berge steht.

In Halle 6 lässt Medienprofessor Claudius Lazzeroni von der Folkwang-Universität seine Studenten Künstlerbüchermaschinen bauen. Zur gestrigen Vernissage durften zwei Jungdesigner mit 3-D-Programmen und Videobeamern die Fassade des Designmuseums verzerren.

Info: Essen, Zeche Zollverein, heute 12 bis 20, So 11 - 19 Uhr, Ticket 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Hallen: 2, 5, 6, 12 und 7. Der Besuch des Designmuseums ist im Preis inbegriffen. Die Parkplätze sind gratis.

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