Neubau des Städel-Museums: Oben Wiese, unten Licht

Architekt Michael Schumacher spricht über die Herausforderungen des spektakulären Museums-Neubaus.

Frankfurt. Auf grünen Hügeln ist selten etwas los. Ganz anders am Mittwochabend, als der Neubau des Städel-Museums eingeweiht wurde. Dieser besondere grüne Hügel in Frankfurt ist mit 195 Oberlichtern ausgestattet und beherbergt den neuen Bereich des Museums. Eingegraben wurde das Kunstwerk von den Architekten Till Schneider und Michael Schumacher (Foto unten). Letzterer sprach im Interview über sein Schaffen.

Herr Schumacher, von welchen Gestaltungsleitlinien haben Sie sich bei diesem Bau leiten lassen? Sie mussten ja immerhin 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche unter die Erde bringen.

Michael Schumacher: Uns war wichtig, dass man den Bau deutlich unserer Zeit zuordnen kann, dass er sich aber trotzdem in das Ensemble einfügt. Ein doppelter Anspruch also: Der Bau soll seine Eigenständigkeit behaupten, aber seine Logik aus dem Kontext beziehen. Wir entwickeln unsere Gestaltungsprinzipien aus den technischen Möglichkeiten der Zeit heraus.

Können Sie dafür ein Beispiel nennen?

Schumacher: Die gewölbte Decke etwa ist eine technisch sehr kühne Konstruktion, aber sie bietet auch Orientierung. Sie spüren beim Durchlaufen immer, wo das Zentrum des Raums ist. Die runden Oberlichter erfüllen zwei sich widersprechende Anforderungen: das meiste Licht unten und möglichst viel Wiese oben.

Man hat nicht das Gefühl, sich in einem Keller zu befinden.

Schumacher: Das ist der Punkt. Wie schafft man es architektonisch, dass ein Gebäude, das sieben Meter tief im Boden liegt, nicht wie ein Keller wirkt? Wer die Hallen betritt, erlebt einen heiteren Raum, wo man mitbekommt, wie draußen das Wetter ist.

Welche technischen Herausforderungen gab es bei diesem Projekt?

Schumacher: Es gab zwei große technische Probleme. Die Halle — die vollständig unter dem Garten liegt — hat das Problem, dass sie im Grundwasser steht und aufschwimmen will. In der Regel steht da ja ein Haus drauf oder sogar ein Hochhaus, das bewirkt, dass der Keller unten bleibt. Hier müssen Bohranker im Boden die Halle unten halten. Die zweite Schwierigkeit war der Zugang unter dem Metzler-Saal. Wir haben dem Altbau einen Neubau untergeschoben. Das war eine Herausforderung für die Statik.

Würde Ihr Erweiterungsbau anders aussehen, wenn darin Werke von Cranach oder Dürer gezeigt würden?

Schumacher: Er hätte mit Sicherheit anders ausgesehen. In einem Erweiterungsbau für Alte Meister wäre die Raumaufteilung vermutlich starrer, die Boxen wären kleiner, weil diese Werke für kleinere Räume gedacht waren. In der aktuellen Kunst haben wir viele großformatige Bilder, da braucht man großzügigere Räume und lange Blickachsen, die die Kunstwerke miteinander in Beziehung bringen. Die Wände sind variabel, sie können verändert werden, wenn die Sammlung sich ändert. Der Bau soll ja die nächsten Jahrhunderte überdauern.

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