Neue Galerie Kassel erstrahlt mit neuen Meistern

Kassel (dpa) - Von außen herausgeputzt und innen ganz neu: Mit der von Grund auf umgebauten Neuen Galerie ist Kassel um eine Attraktion reicher.

Die sanierte Sandstein-Fassade ist noch die alte, aber drinnen ist es ganz modern: weiße Wände, große Tore und offene Räume, die sich zum Teil über die drei Etagen erstrecken. Am 23. November soll das Haus eröffnet werden.

„Das ist ein Galeriegebäude“, sagt die Leiterin der Neuen Galerie, Marianne Heinz, mit Stolz. „Und das tollste ist: keine Stellwände mehr, sondern richtige Räume.“ Vorbild sei die Alte Pinakothek in München gewesen. Die Neue Galerie zeigt Werke vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Zunächst erwartet den Besucher das ganze Museum in einem Raum: In der Mitte vier Werke zeitgenössischer Maler. „Hier soll gezeigt werden, was man im Haus wiederfindet“, erzählt Marianne Heinz.

Der Blick fällt auf das eintönig rote Bild des amerikanischen Künstlers Phil Sims. Links davon ein Überblick über Modelle vergangener documenta-Ausstellungen, darunter ist auch ein Bild des documenta-Gründers Arnold Bode. „Die Geschichte der documenta ist ein Standbein“, betont Heinz. Rechts startet der Rundgang mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts.

Die hessische Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann sieht in der Neuen Galerie eine Attraktion „nicht nur für Kassel, sondern für ganz Deutschland“. Sie sei geprägt „von großzügiger Architektur und einzigartiger Kunst“, sagte die Ministerin.

Von Pointillismus bis Pop-Art - meist sind es dem Laien unbekannte Künstler, die das Museum zeigt. Hier und da ist zwar mal ein Werk von Max Ernst, Richard Hamilton, Ernst Ludwig Kirchner oder Max Liebermann zu sehen, einen Picasso aber sucht man vergebens. „Ich kann nur zeigen, was ich habe. Aber ich finde es toll, wenn nicht jedes Museum gleich aussieht“, betont Heinz. Dafür sorgt allein schon der Joseph-Beuys-Raum. Dieser wurde als einziger kaum verändert und bildet das Zentrum des Hauses.

Rund 30 Jahre lang war das Museum kaum verändert worden. 2006 wurde es dann geschlossen und fünf Jahre lang wurde umgebaut. Die Kosten belaufen sich auf knapp 25 Millionen Euro. Die Neue Galerie ist das erste Museum, das im Rahmen der Neuordnung der Museumslandschaft Kassel fertiggestellt wird. Insgesamt investiert das Land bis 2017 für das Programm rund 200 Millionen Euro, darunter fallen auch die Sanierung des Herkules und der Wasserspiele, der Neubau des Deutschen Tapetenmuseums oder die Instandsetzung der Löwenburg.

Zu den Höhepunkten der Neuen Galerie gehört zweifelsohne ein Raum ohne jegliche Bilder und Gemälde: die Loggia im Obergeschoss. Hier bieten neue große Fenster einen bei klarem Wetter beeindruckenden Blick auf die Aue. Gleich über zwei Stockwerke - und mit grellen Farben im krassen Kontrast zur Wand - erstreckt sich das vier Meter hohe Gemälde „Goulimine“ (1964) von Rupprecht Geiger.

Im Untergeschoss sind Wechselausstellungen geplant. Zur Eröffnung steht hier ein mehrere Meter langes Schiff des Künstlers von der documenta. Das Werk hat den Titel „Dream“ (Traum). Zudem bekommen hier die documenta-Stühle des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei einen Platz.

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