Romy Schneider: Selbstbewusst und doch verloren

Die Bonner Bundeskunsthalle widmet Schauspielerin Romy Schneider eine umfangreiche und zugleich intime Ausstellung.

Bonn. All die Fotos, all die Porträts — so oft hat man sie schon gesehen, doch sattgesehen hat man sich daran nicht. Romy Schneider war zu Lebzeiten eine Ikone und wirkt auch 30 Jahre nach ihrem Tod noch bestürzend lebendig. Die Bundeskunsthalle widmet der Schauspielerin, die 1958 vor dem vierten „Sissi“-Film nach Paris zu ihrer großen Liebe Alain Delon floh, die in den 70er Jahren zum Weltstar aufstieg und am 29. Mai 1982 im Alter von 43 Jahren starb, eine umfangreiche und zugleich intime Ausstellung.

Fast 800 Exponate hat die Kuratorin Daniela Sannwald zusammengetragen, die bereits Ausstellungen über Romy Schneider 2009 in der Deutschen Kinemathek und 2011 in Paris betreut hat. Die Film- und Pressefotos folgen in groben Zügen der Karriere der gebürtigen Wienerin, Filmausschnitte belegen in jedem Saal die enorme Vielseitigkeit der Vielarbeiterin: „Ich kann alles auf der Leinwand, aber nichts im Leben“, hat sie einmal gesagt.

Einen tiefen Eindruck hinterlassen die beiden Fotoserien im Kabinett. Franz Xaver Lederles Aufnahmen aus den 1950er Jahren nehmen in erstaunlicher Intensität die Themen vorweg, die der Fotograf Robert Lebeck 20 Jahre später in seinen Romy-Bildern zeigt: Selbstbewusst zeigt sie ihren Körper, Mut und Stolz wechseln mit Verletzlichkeit und Verlorenheit.

Von ihrem Nachlass ist nicht viel erhalten geblieben. Alain Delon und Schneiders Tochter Sarah Biasini haben Schriftstücke und etwas Schmuck zur Verfügung gestellt, etwa den Ebenholz-Ring mit Diamanten von Luchino Visconti, einem ihrer Lieblingsregisseure.

In den Briefen an Kollegen und Freunde (manche Besucher würden sich über eine Übersetzung freuen) scheint man Romy Schneider tatsächlich nahe zu kommen. In raumgreifender Schrift bedankt sie sich 1958 bei dem Filmproduzenten Artur Brauner für das „Ührchen“ zum Geburtstag. 1977 telegraphiert sie an Ex-Bundeskanzler Willy Brandt: „Bin Ihnen auch diesmal wie immer in sehr herzlicher Teilnahme zugetan.“ Auf dem Presseheft ihres letzten Films „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ vermerkt sie für Marlene Dietrich: „Bin sehr k.o., alles zu viel. Deine doofe Romy.“

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