Zweite sagt Düsseldorf adieu

Kunstszene: Armin Zweite, 17 Jahre lang Direktor der Kunstsammlung NRW, verabschiedet sich von Düsseldorf.

Herr Zweite, Sie verlassen Düsseldorf in Richtung München, weil sich der Erweiterungsbau für das K 20 verzögert. Wer wird Ihr Nachfolger? Gibt es eine Jury?

Armin Zweite: Es gibt keine Jury, sondern ein Beratergremium. Die Entscheidung treffen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Es gibt eine Berufung, aber keine Ausschreibung. Bei mir kam ein Anruf: "Hier ist Johannes Rau am Telefon."

Wie ist die Bezahlung?

Zweite: Wir sind an den Landeshaushalt gebunden, meine Besoldungsgruppe ist fest geregelt. Aber es ist ein wunderbarer Posten, und man hat eine große Freiheit. Man muss nicht um jeden Bleistift ringen.

Welche Qualitäten muss ein Leiter haben?

Zweite: Er muss kommunikative Fähigkeit haben und sich mit Stadt, Land, Wirtschaft, Sponsoren und anderen Institutionen vernetzen. Er muss eine Perspektive entwickeln und die Struktur der Sammlung kennen.

Wann wird, wenn auch ohne Sie, die erweiterte Kunstsammlung in Düsseldorf eröffnet?

Zweite: Man redet von einer Eröffnung Ende 2009.

Was wird gezeigt?

Zweite: Die Sammlung einschließlich der Ankäufe der letzten 17 Jahre. Dazu haben wir eine Struth-Ausstellung festgelegt. Struth ist einer der zentralen Fotokünstler in Deutschland. Das Oeuvre ist mit den Museumsfotos, Familienporträts und Landschaften breit gefächert und hat ein großes Potential an ästhetischer Qualität. Die kommissarische Leiterin Pia Müller-Tamm hat das Projekt mit der Ko-Kuratorin Anette Kruszynski verabredet. Es gibt Tournee-Gespräche mit Zürich, London und Spanien.

Womit beteiligt sich die Kunstsammlung an der nächsten Quadriennale im Jahr 2010?

Zweite: Pia Müller-Tamm wird einen neuen Blick auf Beuys werfen, sie hat sich der Mithilfe von Franz Verspohl versichert. Der Professor in Jena hat sich seit Jahr und Tag mit Beuys beschäftigt. Ich bin sicher, dass etwas ganz Tolles herauskommt.

Mit renommierten Klassikern erzeugten Sie zuweilen den Anschein von Blockbuster-Schauen. Welches war Ihr Konzept?

Zweite: Es war sehr wichtig, Julian Heynen ans K 21 zu lotsen. Er hat ein profiliertes Programm mit Ausstellungen, die international wahrgenommen werden. Er vertritt wichtige Positionen der zeitgenössischen Kunst. Aber damit sind keine Publikumsmassen zu gewinnen. Im K 20 hingen Themen und Figuren eng mit der Sammlung zusammen. Der Surrealismus, Max Ernst, Bonnard, Matisse, Klee, Kandinsky, die konstruktivistische Internationale, auch Grosz - all das war mit der Sicht auf zentrale Bestände des Museums konzipiert.

Sind einige Positionen nicht gezeigt worden, weil das Museum davon nichts besitzt?

Zweite: Man kann nicht alles machen. Wir hatten experimentelle und bedeutende Ausstellungen. Manche wie de Chirico hat das Publikum nicht honoriert.

Hat man es in Düsseldorf schwer mit dem Publikum?

Zweite: Das hängt mit der spezifischen Situation der Region zusammen. Wir haben viele mittelgroße Städte und viele Kulturinstitute, aber das Publikum lässt sich nicht vermehren. Wir haben hier keinen wirklich großen Tourismus. Nach Düsseldorf kommt man zum Einkaufen.

Ihr Etat ist eingefroren?

Zweite: Bis 1994 etwa hatte ich drei Millionen D-Mark Ankaufsmittel, sonst wäre der Erwerb von Palazzo Regale von Beuys unmöglich gewesen. Danach wurde der Etat auf 900000 bis 950000 Euro zurückgefahren. Das ist für so etwas wie eine Staatsgalerie im bevölkerungsreichsten Bundesland zu wenig. Die Klassische Moderne kann man sich nicht mehr leisten. Im letzten Moment haben wir mit Gerhard Richter noch etwas zu Wege gebracht. Vielleicht sind wir zu spät.

Worin liegt Düsseldorfs Stärke?

Zweite: Es hat nach wie vor ein großes Potential an Künstlern der mittleren und älteren Generation. Darum beneidet uns die Welt. Und es hat die wichtigste Akademie in Deutschland. Es gibt überall gute Künstler, aber diese Summierung ist das große Pfund.

Ihre letzte Handlung am Rhein?

Zweite: Wir planen für das Land NRW eine große Ausstellung zur Düsseldorfer Fotoschule in Paris.

Allerletzte Frage: Wann wird das K 20 für den Umbau geschlossen?

Vita: Armin Zweite leitete von 1974 bis 1990 die Städtische Galerie im Lenbachhaus. Von Oktober 1990 bis Ende 2007 war er Stiftungsvorstand und Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Kunstsammlung nrw: Als Direktor von K20 und K21 hat er die von Werner Schmalenbach aufgebaute Bildersammlung durch Skulptur, Fotografie, Video und Installationen erweitert.

Zukunft: Er übernimmt die Leitung der öffentlich zugänglichen Privatsammlung Brandhorst als Einrichtung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort