Landesmuseum Münster: Ein neues Zuhause für die Kunst

Nach fünf Jahren ist das Landesmuseum umgebaut und wirbt mit einem neuen Konzept.

Landesmuseum Münster: Ein neues Zuhause für die Kunst
Foto: dpa

Münster. Die Nachbarbauten in Münsters Mitte sind reichlich prominent, allen voran der Dom. Das Landesmuseum für Kunst und Kultur muss da mithalten — und kann es jetzt mehr denn je: Am 20. September wird das Museum wiedereröffnet — erneuert mit einem knapp 50 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau. Bauzeit fünf Jahre. Mehr als zwei Jahre lang war das Museum sogar geschlossen. Der Altbau stammt von 1908 — ein Gebäude im Stil der Neorenaissance.

Die Ausstellungsfläche ist jetzt ordentlich gewachsen: um 1800 auf 7500 Quadratmeter. Mehr als 300 000 Exponate umfasst die Sammlung des Hauses: Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Möbel, Münzen, Kunsthandwerk, Plakate und Landkarten. Sie hat den Anspruch, die westfälische Landesgeschichte abzudecken. Mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), August Macke (1887-1914) und Franz Marc (1880-1916) zeigt sie aber auch die Moderne.

Eine Stärke des Neubaus ist es, auf imposante Weise alt und neu durch hohe Räume zu verbinden: Der Besucher betritt das Museum durch ein Foyer, in das durch eine 14 Meter hohe Decke Tageslicht flutet. In der Sammlung beginnt der Rundgang in einem acht Meter hohen und sehr dunklen Raum. Beim Blick nach oben sieht der Betrachter das mehr als drei Meter hohe Bockhorster Triumphkreuz aus dem 12. Jahrhundert. Unter dem Blick des Gekreuzigten fühlt sich der Besucher regelrecht ins Mittelalter versetzt.

Perspektivwechsel dann in der zweiten Etage: Ein Zwischenraum gewährt einen überraschenden Blick von oben auf die hölzerne Christus-Figur. Der Blick auf das mächtige Kreuz wirkt jetzt aufgeklärter.

Diesen Effekt haben Museums-Chef Hermann Arnhold und Architekt Volker Staab an mehreren Stellen im Museum erzielt. Blickachsen führen die Betrachter immer wieder in den nächsten Raum oder lenken den Blick nach draußen in Münsters Innenstadt. Von außen bieten große Fensterflächen faszinierende Blicke in das Museum — besonders am Abend, wenn die Ausstellung beleuchtet wird.

Die zum Teil 1000 Jahre alten Werke sind oft neu präsentiert: So stehen manche Skulpturen auf hohen Säulen wie in einem Theater. „Die Besucher sollen um sie herumgehen können, in den Kirchen sieht man sie immer nur von vorne“, so Arnhold.

Für Staab, der auch für Museumsneubauten in Nürnberg und Schweinfurt verantwortlich ist und in Bayreuth seit 2010 den Wohnpalast Richard Wagners ausbaut, ist die Arbeit in Münster etwas Besonderes. „Das Spezielle war die Frage, wie das Museum in die Stadt kommt. Wie kann ich diesen Ort öffentlich und schwerelos machen?“, sagt Staab. Ganz ohne Spannungen verlief seine Arbeit in Münster nicht. Kritiker wollten das Foyer größer bauen und dafür auf einen offenen Innenhof verzichten. Staab setzte sich durch.

Der Neubau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der übergreifende kommunale Aufgaben übernimmt, ist trotz klammer Kassen mit öffentlichen Mitteln gebaut worden. Direktor Arnhold ist sich sicher, dass diese Entscheidung heute so nicht mehr getroffen würde. „Da haben wir Glück gehabt“, sagt er im Rückblick. Allerdings sei der abgerissene Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren auch nicht mehr tragbar gewesen, betont Arnhold. Er verschlang pro Jahr 250 000 Euro an Renovierungskosten. Außerdem seien die Gebäudeteile mit versetzt hohen Etagen nicht behindertenfreundlich gewesen.

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