Mando Diao: „Wir sind viel mutiger geworden“

Björn Dixgård, der Sänger der schwedischen Band Mando Diao, über das neue Album, Experimente und einen alten Synthesizer.

Mando Diao: „Wir sind viel mutiger geworden“
Foto: dpa

Düsseldorf. Die Zeiten, als Mando Diao mit einer ersten Rockplatte verkündeten, etwas Besseres als The Who, Kinks oder The Small Faces geschaffen zu haben, sind vorbei. Allerdings sind Mando Diao mit einer Reihe an gelungenen Scheiben und Single-Hits zu einem Top-Act geworden, der trotz immer poppigerer Musik heute in Düsseldorf die Halle an der Siegburger Straße füllen wird. Ein Interview mit Sänger, Komponist und Gitarrist Björn Dixgård (34).

Herr Dixgård, die aktuelle Platte „Aelita“ erinnert einen sehr oft an die 80er. Keyboarder Jan Hammer spielt auf zwei Tracks mit, bekannt von der Titelmusik von Miami Vice. Wie kam das zustande?

Björn Dixgård: Wir lieben die Serie, waren damals aber noch zu jung, um die Musik mitzubekommen. Wir hatten jetzt unser Lied „Black Saturday“ und wollten zum Schluss noch etwas anfügen. Über einen Freund bekamen wir Kontakt zu Jan Hammer. Es sendete uns den Track mit seinem Sägezahn-Keyboard-Sound zurück, und nach den ersten zwei Durchläufen fanden wir das ganz schrecklich. Doch dann begannen wir es zu lieben, haben dann das ganze Teil behalten. Das macht „Black Saturday“ zu dem, was es heute ist.

„Aelita” klingt als Platte sehr keyboardlastig. Hatten Sie eine klare Vorstellung über die Orchestrierung?

Dixgård: Die Platte ist eine Mischung aus digitalen und analogen Elementen. Alles fing damit an, dass wir in einer Kleinstadt in Schweden einen russischen Synthesizer der Marke „Aelita“ kauften, was „Elite“ heißt. Wir spielten zuerst wie wilde Tiere darauf herum, erzeugten vollkommen fremde Klänge und dachten zuerst, das Ding wäre kaputt. Die Gebrauchsanweisung war in russisch, und man wusste nicht, was herauskommt. Doch trotzdem war das der Ausgangspunkt für den Sound des Albums.

Würden Sie sagen, dass der Synthesizer den Charakter der ganzen Platte bestimmt hat?

Dixgård: Auf jeden Fall! Es wäre schwer gewesen, in einer anderen Form die Orchestrierung hinzubekommen, wir hätten auch nicht diese Sounds zur Verfügung gehabt. Und die Lieder wären auch so nicht geschrieben worden, wenn wir diese Maschine nicht gefunden hätten (lacht).

Man kann über die Jahre sehen, Sie sind immer unbekümmerter und experimentierfreudiger geworden?

Dixgård: Oh, ja, wir sind jetzt viel mutiger, als wir es mit 20 oder 21 waren. Wenn man jung ist, fehlt dir Selbstvertrauen, und manchmal bist du genervt. Wir waren damals total aggressiv, frustriert und wollten am liebsten immer aus der Haut fahren. Am Anfang unserer Karriere ging alles so schnell und war so hart für uns. Und jetzt über die Zeit können wir einfach nicht immer das Gleiche machen. Wir müssen wachsen. Experimentieren versetzt uns in den kreativsten Zustand, der überhaupt möglich ist. Und dieser Zustand macht uns stärker und ermöglicht uns eine längere Karriere, hoffe ich.

Wo bekommen Sie über die ganze Zeit Ihre Ideen her?

Dixgård: Es gibt die unterschiedlichsten Wege, aber nur eine Regel, die besagt: sich niemals antreiben, um eine Melodie zu schreiben, denn das führt zu gar nichts. Warte einfach, bis sie von alleine kommt. Manchmal kommt sie auf dem Dancefloor, auf dem du stehst. Wir waren einmal in Berlin und haben nach House-Music getanzt, und über die vielen Beats bist du auf einmal mit einer tollen Melodie verbunden. Zuhause entwickeln wir das Ganze auf Instrumenten oder dem Computer weiter.

Heißt das auch, dass Sie als „Mando Diao“ ein Stück weit von dem originalen Bandkonzept entfernt sind?

Dixgård:Alles dreht sich nur um die Lieder. Und grundsätzlich sind es Sänger und Gitarrist Gustav Norén und ich, die die Menge an Entscheidungen fällen und die Masse an Produktionen machen. Mehr denn je fühlen wir uns total frei. Die anderen in der Band fühlen dasselbe. Es ist für die Leute entspannender, wenn wir uns eher als einen Organismus als eine strikte Band ansehen, die immer in der gleichen Besetzung spielt. Das geht bei einer Gruppe sehr schnell, dass man da in Kompromisse verfällt.

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