Max Raabe: „Ich lebe von Konzert zu Konzert“

Sänger Max Raabe spricht über Stil, seine Schullaufbahn und das Palast Orchester.

Düsseldorf. Max Raabe nimmt sein Publikum auch in seinem neuen Programm „Für Frauen ist das kein Problem“ wieder mit auf eine wunderbare Zeitreise in die stilvolle Vergangenheit. Wir trafen den 50-Jährigen vor seinen Konzerten mit dem Palast Orchester am Samstag und Sonntag in Düsseldorf und am Montag in Wuppertal.

Herr Raabe, wie erwirbt man sich auf einem westfälischen Bauernhof eine aristokratische Ausstrahlung wie die Ihrige?

Max Raabe: Sie hätten uns mal sonntags in die Kirche gehen sehen sollen! Nur weil man auf einem Bauernhof aufwächst, heißt das ja nicht, dass alle die ganze Zeit in der Nase bohren und sich nicht zu benehmen wissen — das ist ja ein komisches Vorurteil.

Angesichts Ihres ausgeprägten Sinns für Stil und Benehmen erstaunt es, dass Sie seinerzeit kurz vor dem Abitur von der Schule geflogen sind.

Raabe: Obwohl man eine Krawatte trägt, kann man ja ein ziemlicher Chaot sein (lacht). Ich hatte miserable Zensuren in Mathe und in Griechisch und konnte mir aussuchen, wo ich eine Nachprüfung mache — doch da ich nicht fleißig genug war und stattdessen lieber durch die Welt gereist bin, wurde ich dann des Instituts verwiesen. Die Quittung dafür ist, dass ich heute singen und im Unterhaltungsgeschäft arbeiten muss. Hätte ich mal aufgepasst. . .

Tatsächlich musizieren Sie seit 26 Jahren mit dem Palast Orchester, das Sie mit Kommilitonen gegründet haben. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie so lange zusammenbleiben würden?

Raabe: Im Leben haben wir nicht daran gedacht! Allerdings plane ich grundsätzlich nicht weit voraus — ich könnte Ihnen heute nicht sagen, wie lange ich das noch vorhabe zu machen. Natürlich ist das Jahr 2013 in seinen groben Zügen geplant, aber das heißt nichts: Ich lebe von Konzert zu Konzert und von Probe zu Probe.

Was macht denn das Erfolgsgeheimnis des Palast Orchesters und Max Raabes aus?

Raabe: Man darf sich nicht verrückt machen lassen und muss seinem eigenen Geschmack vertrauen. Als wir anfingen, haben wir nur Sachen gemacht, die wir in dem Moment auch machen wollten: Wir haben ja nicht Musik aus den 1920er Jahren genommen und dann einen duften Pop-Beat darunter gelegt, damit das richtig abgeht — nein, wir haben das ganz reduziert und sehr orthodox auf die Bühne gebracht. Aus irgendeinem Gefühl heraus habe ich schon damals geahnt, dass man diese Musik genau wie das Vorbild aufführen muss, weil sie dann ihre größte Stärke hat.

Ein Vierteljahrhundert mit dem Palast Orchester ist eine lange Zeit — doch Sie sagen, Sie würden sich noch wie ein 17-Jähriger fühlen.

Raabe: Auch als 17-Jähriger habe ich mich nie wie ein 17-Jähriger gefühlt — ich war nie ein typischer Jugendlicher und werde wahrscheinlich nie ein typischer alter Sack sein, sondern laufe, natürlich mit den äußeren Verfallserscheinungen, immer noch mit derselben Haltung durch die Welt wie mit 17.

Wie sieht diese Haltung aus?

Raabe: Ich war nie ein typischer Jugendlicher, der sich überlegt hat, wie er sich etwa gegen sein Elternhaus aufbäumen könnte. Man muss nicht provozieren. Ich mache das einfach so, wie es mir passt — nur, dass ich eben kein Punk bin, sondern eine andere Stilistik gefunden habe. Ich habe trotzdem immer mit anderen 17-Jährigen herumgehangen, aber wenn man alten Freunden glaubt, war ich eigentlich schon immer genau so, wie ich heute bin.

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