„Mehr als ein normaler Job“

Dustin Hoffman gibt mit 75 Jahren sein Regie-Debüt. Der Schauspieler über den Dreh, seine Stars und gute Regisseure.

London. Er ist geistreich, sprüht vor Lebenslust, Leidenschaft und Temperament und ist immer für Überraschungen gut. Oscarpreisträger Dustin Hoffman legt im Alter von 75 Jahren mit „Das Quartett“ (Start: 28. Januar) sein Regiedebüt hin — einen entzückenden, witzigen und grandios besetzen Film über vier in die Jahre gekommene Opernsänger, die in einem Altersheim leben. Wir trafen den jung gebliebenen Regie-Neuling in London.

Herr Hoffman, Filmemachen hat etwas Magisches, haben Sie mal gesagt. Galt das nur als Schauspieler oder auch als Regisseur?

Dustin Hoffman: Bei diesem Film haben wir alle diese Magie gespürt, und zwar Schauspieler und Crew. Aber es war ja mein erster Film. Wer weiß, ob das auch nächstes Mal so sein wird!?

Sie wollten schon lange Regie führen. Gab es für einen alten Hasen wie Sie Überraschungen, als Sie nun hinter der Kamera standen?

Hoffman: Bei diesem Film ist etwas passiert, mit dem wir alle vorher nicht gerechnet hatten, nämlich als wir beschlossen haben, dass die gesamte Besetzung aus tatsächlich pensionierten Opernsängern und Musikern bestehen sollte. Diese Künstler zwischen 70 und 90 Jahren kamen jeden Tag mit einem so großen Elan zum Set, dass sie heute noch spielen würden, wenn wir sie nicht gestoppt hätten. Darunter waren Virtuosen wie Ronny Hughes, der immer noch perfekt Trompete spielt, aber keine Jobs mehr bekommt, weil er schon 83 Jahre alt ist. Das erleben zu dürfen, war etwas ganz Besonderes. Schon nach zwei Tagen war das für alle mehr als ein normaler Job.

Wie ist Ihnen die Umstellung vom Schauspieler zum Regisseur gelungen?

Hoffman: Nach 45 Jahren sammelt sich so einiges an, was wir an Regisseuren mögen — oder eben nicht. Wenn man etwa beobachtet, dass der Regisseur den Text mitspricht, ist das ein ganz, ganz schlechtes Zeichen.

Warum denn?

Hoffman: Das bedeutet, dass der Regisseur die Szene in seinem Kopf bereits im Kasten hat. Er hat den Rhythmus und die Nuancen genau festgelegt, und niemand wird ihn davon abbringen können. Solche Filmemacher haben nie eine gute Beziehung zu ihren Schauspielern. Höchstens im Schneideraum, wenn sie deren Parts kürzen können.

Damit teilt der Profi also Regisseure ein: Es gibt die, die Schauspieler mögen, und die, die sie nicht ausstehen können?

Hoffman: Ja. Genau so gibt es Regisseure, die sich gern überraschen lassen und andere, die das nicht ausstehen können.

Wo haben Sie „Das Quartett“ eigentlich gedreht?

Hoffman: In Buckinghamshire. Wir saßen jeden Tag eine Stunde im Auto, um aus London dahin zu kommen. Außer Maggie Smith. Diese Diva hat dafür gesorgt, dass ihr Haus nur zehn Minuten vom Drehort entfernt liegt!

Sie machen gerne Witze über Sex. Als Sie heute Ihr Jackett auszogen, kommentierten Sie es mit „Sorry, ein Anflug von Menopause!“

Hoffman (lacht): Ich glaube wirklich daran, dass auch Männer so etwas wie Menopause haben. Diese hormonellen Veränderungen sind bisher nur nie medizinisch definiert worden! Männer wachen doch auch manchmal schlecht gelaunt auf und fühlen sich furchtbar, halt wie Frauen mit prämenstruellem Syndrom.

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