Bon Jovi in Gelsenkirchen: Rockmusik für die Massen

Umjubelt brechen Bon Jovi in Gelsenkirchen zu ihrer Tournee durch Europa auf.

Gelsenkirchen. Wenn es die großen Sportstadien der Welt nicht gäbe, für Bon Jovi müssten sie neu erfunden werden. Denn es existieren nur wenige Rockbands, deren Songs derart perfekt auf ein Massenpublikum abgestimmt sind wie beim Quintett aus New Jersey.

Einfach gestrickte Rocknummern, gepaart mit Herzschmerzballaden und dazu eine Hightech-Bühne mit einer aufwendigen Licht- und Multimedia-Show - das ist das Erfolgsrezept, mit dem Jon Bon Jovi und seine Mannen Millionen treuer Fans begeistert haben.

Dass dieses Konzept auch nach 25 Jahren Bandgeschichte noch aufgeht, haben die US-Musiker am Donnerstagabend beim Auftakt ihrer Europa-Tournee in Gelsenkirchen bewiesen. Auch wenn die Schalke-Arena mit 40000 Zuschauern nur zu gut zwei Dritteln gefüllt war, konnten die fünf Rocker mit ihrer energiegeladenen Show überzeugen.

Ein Manko des Abends war allerdings die teils verheerende Akkustik im großen Fußballstadion, Diese sorgte vor allem zu Beginn des zweistündigen Auftritts für einen kaum differenzierbaren Klangbrei. Darin ging auch der Titelsong des aktuellen, in Nashville aufgenommenen Albums "Lost Highway" unter, bei dem Bon Jovi mit Anleihen aus dem Countrybereich experimentierten.

Erst mit ihrem Superhit "You Give Love A Bad Name" gelang der Band die Wende, was vor allem daran lag, dass das außerordentlich textsichere Publikum den Song komplett mitsingen konnte. Überhaupt waren es die die großen Erfolge der 80er und 90er Jahre wie "Livin’ On A Prayer" oder "It’s My Life", die das Konzert dominierten.

Dagegen schafften es nur vier Stücke des aktuellen Albums ins Programm, was auch daran liegen dürfte, dass diese bei weitem nicht an die großen Zeiten der Band heranreichen. So zum Beispiel "Summertime", das ziemlich unauffällig vor sich hin plätschert oder das hymnische "Whole Lot Of Leavin’", das trotz großer Gesten des Frontmanns nicht mit der zuvor gehörten Ballade "Always" mithalten kann. Warum bei diesem Song eine Geige zum Einsatz kommt, bleibt fraglich, wird diese doch von den mächtigen Gitarren komplett eliminiert.

Für die Fans scheinen solche Schwächen jedoch zweitrangig zu sein, geht es bei einem Bon Jovi-Konzert doch vor allem um die große Party. Dazu gehört auch, dass sich das Quartett bei Rockgrößen wie den Rolling Stones oder Status Quo bedient und Songs wie "Rockin All Over The World" oder "We Will Rock You" in der mächtigen Stadionversion zelebriert. Seinen Spaß damit hat vor allem Jon Bon Jovi, der bei solchen Ausflügen in die Rockgeschichte regelrecht vor Spielfreude sprüht.

Was die musikalische Qualität angeht, ist es immer wieder Gitarrist Richie Sambora, der sich mit seinen Soli aus der Band hervorhebt. Während der Umziehpause des Frontmanns darf er sich sogar für wenige Augenblicke als Sänger in den Mittelpunkt stellen. Damit scheinen Zeiten vorbei zu sein, in denen die Fans befürchteten, dass sich die beiden Köpfe der Formation trennen könnten. Immer wieder demonstrieren Sambora und Bon Jovi in Gelsenkirchen ihre Freundschaft auf der Bühne.

Ihren umjubelten Abschied "Auf Schalke" gestalteten die US-Rocker noch einmal im XXL-Format. Dazu gehörte ein eindrucksvolles virtuelles Feuerwerk auf den Großleinwänden genauso wie die Megahits "Keep The Faith", "Livin’ On A Prayer" und "Have A Nice Day". Erst nach drei Zugaben ließen die Fans die Band von der Bühne.

Als Fazit bleibt die Begegnung mit einer der wohl besten Live-Bands, die im Lauf der Jahrzehnte nur wenig ihrer Attraktivität eingebüßt hat. Allerdings bleibt zu fragen, wie lange der Ruhm der alten Lieder noch anhält, wenn die neuen Songs nicht über das Mittelmaß hinausgehen.

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