Cecilia Bartoli lässt Barock-Juwelen glänzen

Berlin (dpa) - Cecilia Batroli ist eine Perlentaucherin. Was sie mit akribischen Engagement immer wieder an Notenmanuskripten aufstöbert, ist stets hörenswert und eine musikalische Bereicherung. Aktuell sind ihre „Mission“ die wohlgeratenen Schätze aus dem Schaffen Agostino Steffanis.

Der Mann aus Norditalien, der nur Kennern oder Spezialisten ein Begriff war, ist ein überaus interessanter Mensch des Barock, der als Musiker, Kirchenmann und Diplomat von 1654 bis 1728 ein Leben mit vielen Widersprüchen führte. Als Komponist schuf er mit Gespür für Melodik und Wortvertonung eine große Zahl beliebter, aber dann leider in Vergessenheit geratener Werke.

Cecilia Bartoli nutzt ihre Popularität und ihren guten Ruf für die Wiederbelebung seiner Kompositionen. Die hervorragende Mezzosopranistin ist in den zahlreichen Steffani-Opern bei einem Dutzend fündig geworden und hat daraus die edelsten vokalen Schmuckstücke ausgewählt und ihnen wieder Leben eingehaucht.

Die CD beginnt imit großem barocken Pomp aus der Oper „Alarico il Baltha“. Es wird gleichsam die große Schatzkiste geöffnet und ausgeschüttet.

Welche Juwelen darunter sind, zeigt uns „La Bartoli“ übe ausgefüllte 80 Minuten. Bei der Präsentation der edlen Stücke durch Cecilia Bartoli sorgen „I Barrochisti“ für die richtige barocke Stimmung, wobei - als „special guest“ Countertenor Philippe Jaroussky in vier Duetten mit Bartoli für die Schmankerl sorgt, so wie als Äneas und Lavinia in„I trionfi del fato“.

Unter den vielen virtuosen Juwelen glänzen einige besonders hell: Wie samtig Bartoli singen kann, zeigt sie als Amphion in „Niobe, Regina di Tebe“, glockenklar trällert sie darin auch den Part der Rotruda (Track 3 und 4). Ein melodisches Kleinod ist die Arie von Sabina (Track 10) aus „Alarico il Baltha“. Steffanis effektvolle Instrumentation lässt sich dann bei „La Lotta d´Hercole con Acheloo“ bewundern, das die verschwenderische Prachtentfaltung der Barockoper ahnen lässt.

Das durch Bartolis Projekt „Mission“ angeregte Buch von Donna Leon muss auch erwähnt werden: „Himmlische Juwelen“ einen Bildungsroman zu nennen ist wohl überzogen, aber nicht falsch. Es ist eben nicht nur gute und spannende Unterhaltung. Die 70 Jahre alte Amerikanerin huldigt darin auch ihrer Liebe zur Barockmusik.

So erfährt der interessierte Leser einiges über Leben und Werk Steffanis, dass er Einfluss auf Händel hatte und in welchem historischen Umfeld er lebte. Alles ist gut recherchiert und in die fiktive Geschichte um eine Wissenschaftlerin eingebunden, wobei historische Lücken intelligent genutzt wurden. Und der dem Barock anhaftende Charme des Vergänglichen passt auch sehr gut zum Handlungsort: Venedig. Donna Leon kennst sich dort aus.

Mit der Musik Steffanis zusammen liest sich das Buch tatsächlich atmosphärich dichter. Das hervorragend gestaltete Booklet zur CD macht auch neugierig auf den Roman. Neben Hintergrundinformationen zum Komponisten findet sich dort auch eine Fotostrecke mit der verkleideten Bartoli - in der Rolle eines Geistlichen und als Caterina Pallegrini, der Hauptfigur der „Himmlischen Juwelen“. Was es mit diesen Schätzen auf sich hat, löst sich sehr nüchtern und ebenso überraschend erst zum Ende auf.

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