Das Jahr des Pandabären

Stuttgart (dpa) - So richtig glauben kann Cro seinen Erfolg noch nicht. „Gerade jagt eine Verrücktheit die nächste“, beschreibt der Stuttgarter Rapper, der eigentlich Carlo heißt, seine Erfolgsgeschichte 2012. Das Ganze könne er „nicht wirklich“ realisieren.

Kein Wunder: Goldene Schallplatten, ausverkaufte Konzerte und ein Bambi - Cro, der sich bei Auftritten und Fotoshootings stets hinter einer Panda-Maske verbirgt, hat sich aus dem Nichts ganz nach oben gerappt. „Momentan ist alles super“, sagt er.

Als „heißesten Newcomer der deutschen Rapszene“ handelte ihn der Musiksender MTV schon 2011 und sollte damit recht behalten. „Easy“, Cros Debüt-Hit, war gleich ein Volltreffer: über 30 Millionen Klicks bei YouTube, auf Anhieb Platz zwei in den deutschen Single-Charts und eine Goldene Schallplatte. Es folgten Platin für „Easy“, Gold für die Single „Du“ und schließlich der Bambi in der Kategorie „Pop National“. Sein Debüt-Album „Raop“, das im Juli auf den Markt kam, schaffte gleich den Sprung an die Spitze der Charts und thronte dort mehrere Wochen.

Cro steht für einen neuen Ton im deutschen Sprechgesang, für artige Strophen statt Gangster-Rap, für niedliche Pandabären statt finsterer Totenköpfe. Seine Songs heißen „Easy“ oder „Geile Welt“ und klingen auch so: Eine lässig dahinplätschernde Mischung aus Indie, Pop und Rap.

Heraus kommt „Raop“ wie der Sänger und Produzent seinen Stil selbst bezeichnet. Ein bisschen Gangster, ein bisschen Lover, ein bisschen braver Gymnasiast - die Mischung kommt an. Die Konzerte seiner ersten Tour waren fast alle ausverkauft, allein in Stuttgart jubelten ihm rund 13 000 Fans zu. „Gänsehaut“, sagt der Rapper. 2013 startet der zweite Teil seiner Tour.

Doch wer ist dieser Cro eigentlich, der da die Hip-Hop-Szene aufmischt? Geboren „am schönsten Tag aller Zeiten“, aufgewachsen „im Umkreis von Stuttgart“, Alter „zwischen 18 und 20 Jahren“ - der Musiker lässt sich nur wenig Details zu seinem Privatleben entlocken. Dabei scheint die Panda-Maske gar nicht viel zu verdecken. Carlo, der früher als Cartoonist für eine Stuttgarter Zeitung arbeitete, ist ein junger Mann, der gerne „am See abhängt“ und „mit Freunden chillt“. Nicht abgehoben und nicht außergewöhnlich.

Das Versteckspiel mit der Maske scheint besonders der Marketing-Strategie seiner PR-Berater entgegenzukommen, die seinen Erfolg als magischen Wandel eines „Phantoms zum Phänomen“ feiern.

Für den jungen Mann, der nebenbei auch ein Modelabel betreibt, bedeutet es vor allem einen unbeschwerten Alltag. „Ich kann jederzeit dorthin zurückflüchten“, sagt Carlo. „Einfach ohne Maske raus, und ich hab' mein altes Leben wieder“, sagte er im Juni. Auch 2013 will er sein Gesicht nicht zeigen, wenngleich das Internet längst sein wahres Äußeres kennt.

Cro ist kein One-Hit-Wonder, das hat er bewiesen. Doch schon morgen könne es anders aussehen, sagt der Sänger. „Ich kann nicht erwarten, dass alles immer auf dem Level bleibt.“ Deshalb will er seinen Erfolg voll auskosten. „Ich bin mittendrin und genieß' es einfach.“

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