Deutsch-Pop: Nie mehr „No Future“

Den Vorwurf, nach den 80ern zu klingen, parieren Tele mittlerweile gelassen. Können sie auch. Ihre Musik ist ein gekonnter Stilmix, zu hören auf „Wir brauchen nichts“.

Düsseldorf. Ist ja eigentlich nichts Besonderes, so ein Trip nach Afrika. Auch der Zeitraum, Mitte Juni, ist nichts Ungewöhnliches. Handelt es sich bei den Reisenden allerdings um eingefleischte Fußball-Fans und spielt sich das Ganze im Juni 2006 ab, kann irgendwas nicht stimmen.

Verständlich. Und vor allem war die grandiose Leistung der Klinsmänner nicht abzusehen. "Wir hatten schon Schiss, dass die rausfliegen, bevor wir aus Afrika zurück sind." Die deutsche Mannschaft ließ Tele allerdings nicht im Stich. Ab dem Viertelfinale verfolgten sie das Spektakel vor Ort.

Und das, obwohl die Plattenfirma auf der Matte stand. Das neue Album müsse langsam mal konkretere Formen annehmen. Denn nach dem Achtungserfolg von "Wovon sollen wir leben" aus dem Jahr 2004 wollte Universal das Potenzial seiner Ziehkinder endlich voll ausschöpfen.

Wobei das immer noch nach Newcomer klingt, und irgendwie werden Tele auch immer noch so wahrgenommen. "Ist doch nicht schlimm", findet Bassist Jörg Holdinghausen. "Das lässt uns noch alle Wege offen."

Die Kritiken im Vorfeld waren aber ausnahmslos positiv. Was vor allem daran lag, dass die Freiburger mit Wahlheimat Berlin nicht stromlinienförmig sind. Da weiß man, warum die Plattenfirma erstmal ein paar Monate warten musste.

Der Grund für ihre Abgeklärtheit ist sicherlich das Durchschnittsalter. Kein Bandmitglied ist unter 30, alle haben vor ihrer Karriere als Berufsmusiker ’was Ordentliches gemacht, will meinen: studiert, und fast alle sind Väter. "Diese Verantwortung verändert einfach vieles", sagt Holdinghausen. "Solche Sprüche wie ,No Future’ kannst Du Dir da nicht mehr leisten. Und Du willst es auch gar nicht."

Die Parolen der 80er-Rebellion haben ausgesorgt, nur noch die Musik darf danach klingen. Ein Vorwurf, den Tele nicht gerne hören, aber mittlerweile gelassen parieren: "Das war nun mal unsere Jugend. Klar schlägt sich das auch in der Musik nieder", sagt Brombacher. Solange sie nicht nach Modern Talking klingen, ist ja auch alles okay.

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