Ein Romantiker am Piano

Interview: Der international gefeierte Pianist Leif Ove Andsnes aus Norwegen gastiert in Düsseldorf.

Düsseldorf. Herr Andsnes, Sie spielen fast ausschließlich Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Favorisieren Sie die romantische Epoche?

Leif Ove Andsnes: Nicht notwendigerweise. Aber es gibt nun mal sehr viel Repertoire gerade aus dieser Zeit. Am Anfang meiner Karriere habe ich tatsächlich fast nur romantische Werke gespielt. Doch mit der Zeit erweitere ich die Bandbreite zurück in die klassische Epoche und vorwärts in die Moderne.

Welche Rolle spielen die Barockmeister Bach, Händel und Scarlatti?

Andsnes: Ich finde, für die ist mein Instrument, der moderne Konzertflügel, nicht so gut geeignet. Daher spielt Barockmusik für mich nicht gerade eine zentrale Rolle.

Sie sagten, dass Sie Ihr Repertoire derzeit ins 18. Jahrhundert erweitern. Würden Sie soweit gehen, einen kompletten Beethoven, Haydn oder Mozart aufzunehmen?

Andsnes: Nicht komplett. Ich bin kein Typ für Gesamtaufnahmen. Kürzlich habe ich viel Schubert gespielt sowie die späten Beethoven-Sonaten, was für mich ein großartiges Erlebnis war. Auch Klavierkonzerte von Mozart spiele ich nun häufiger. Ich hätte aber kein großes Interesse daran, sämtliche Beethoven-Sonaten oder Mozart-Konzerte aufzuführen oder einzuspielen.

Sie spielen häufig Kammermusik und fungieren gerne als Liedbegleiter. Mögen Sie die Rolle, einmal nicht die Hauptperson in einem Konzert zu sein?

Andsnes: Ich liebe es vor allem, die Rollen zu wechseln, denn die musikalische Vielfalt ist mir sehr wichtig. Ich fände es seltsam, ganze musikalische Bereiche, in denen ein Klavier vorkommt, wie Kammermusik und Lied, auszuklammern. Darum spiele ich eben nicht nur Konzerte und Solo-Repertoire.

Bei Rachmaninow, dessen 2. Klavierkonzert Sie am 23. Februar in der Düsseldorfer Tonhalle spielen, können Sie aber wieder Ihre pianistische Brillanz zeigen. Geht es eigentlich bei Rachmaninow vorrangig um Virtuosität oder spielen auch tiefe Gefühle eine Rolle?

Andsnes: Für mich ist Rachmaninow sehr spirituell. Er hatte eine sehr romantische Seele zu einer Zeit, als sich die meisten Komponisten an moderneren Ausdrucksformen orientierten. Aus Rachmaninows Musik spricht eine große, starke Persönlichkeit. Für mich sind diese Werke wichtiger als etwa die von Serge Prokofjew.

Sie haben immer einen vollen Terminkalender. Was tun Sie, wenn Ihnen ein wenig Freizeit bleibt?

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