Foster The People: Ein Jahr im Zeichen eines Songs

Mit „Pumped Up Kicks“ gelang dem kalifornischen Trio Foster The People ein Überraschungserfolg, der seit Monaten anhält.

Es gibt Bands, die spielen sich jahrelang durch die Clubs, ehe sie wahrgenommen werden. Und es gibt welche, denen genügen wenige Klicks im Internet, um bekannt zu werden. Den Unterschied macht meist ein einziger Song. So einer wie „Pumped Up Kicks“. Er ersparte Foster The People aus Los Angeles eine Menge Zeit und machte sie noch nicht einmal zwei Jahre nach ihrer Gründung (2009) zu einem Phänomen des Indie-Pop.

Ein deutsches Mädchen entdeckte das bereits im Februar 2010 aufgenommene Drei-Minuten-Stück auf der Homepage der Band, stellte es auf die Internetseite „Hype Machine“ — und trat damit eine Welle los, die über ein Jahr lang groß und größer wurde, die Tür zum Major-Label Sony durchschlug und 2011 schließlich den Journalisten Tim Chester vom englischen Musikmagazin „New Musical Express“, dem internationalen Trend-Barometer schlechthin, zu der Feststellung veranlasste: „Das ist die Sommer-Hymne des Jahres! Der Song, der dich dazu bringt, abends um acht mit dem Gesicht im Gras zu liegen und zu wünschen, dieser Tag möge niemals enden.“

Dass der Song textlich eine bittere Sozialsatire auf die Beweggründe für einen Amoklauf ist, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Die Mischung — unwiderstehliche Melodie, erschütterndes Thema — hat seltsamerweise schon einmal einen Welthit hervorgebracht: 1979 besangen Bob Geldofs Boomtown Rats in „I Don’t Like Mondays“, wohin es einen Schüler treibt, wenn er Montage nicht leiden kann.

Obwohl der Sommer, der vielerorts nicht einmal richtig anfing, schon lange vorbei ist, läuft „Pumped Up Kicks“ im Radio bis heute rauf und runter. In den USA sitzt die Single seit fast fünf Monaten in den Top Ten fest. Und hierzulande kletterte sie jüngst auf Platz 8 der Charts.

Und das alles wegen dieses einen Internet-Klicks in Deutschland — und einer umwerfend charmanten Musik-Mixtur, die sich auch quer durch die anderen neun Stücke des im Juni veröffentlichten Debütalbums „Torches“ zieht: Ein Bass pluckert entspannt vor sich hin. Die Melodie im Refrain ist famos. Der stark an die Beach Boys angelehnte Falsett-Gesang von Bandgründer, Namensgeber und Frontmann Mark Foster lässt einen die Ohren endgültig aufsperren. Hier ein paar klatschende Hände, da eine fröhliche Keyboard-Linie. Und über allem liegt der ebenfalls von Beach Boy Brian Wilson und Konsorten abgekupferte Hall-Effekt.

Doch ist das nicht ihr einziger Einfluss: Bei Foster und seinen Bandkollegen Cubbie Fink (Bass) und Mark Pontius (Schlagzeug) treffen klangtechnisch etablierte Indie-Pop-Größen wie Aphex Twin auf Neu-Stars wie MGMT und The XX. Neu ist das nicht. Aber was ist heutzutage schon neu im Pop? Solange jeder Song der Band bedenkenlos und wahlweise als Tanzflächenfüller, Videoclip-Untermalung oder Werbejingle genutzt werden könnte, ist das zweitrangig. Außerdem sind Foster The People ja schon als Band erstrangig: In diesem Jahr spielten sie unter anderem beim amerikanischen Coachella- sowie dem englischen Reading-Festival. Das sind Ansagen. Das sind Hausnummern.

Fassen können die drei jungen Amerikaner zwischen 20 und 30 das alles noch nicht. Aber genießen schon — davon jedenfalls zeugt folgendes Foster-Zitat, das sich so anhört, wie die Musik der Indie-Popper klingt: „Es fühlt sich an, als ob wir in einer schwebenden Luftblase sitzen und spielen.“

Das deutsche Mädchen, das „Pumped Up Kicks“ verbreitete, wurde mittlerweile übrigens zum Konzert eingeladen. Wenn sie die Band entspannt in der ersten Reihe erleben will, sollte sie sich beeilen: In den großen Arenen könnte es bald eng werden.

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