Interview: Mouse on Mars - Elektronik trifft auf Punk

Zusammen mit The-Fall-Sänger Mark Smith haben Mouse on Mars das Projekt Von Südenfed gegründet.

Düsseldorf. Die Elektronik-Experimentalisten Andi Toma (Düsseldorf) und Jan Werner (Köln) von Mouse on Mars muszieren neuerdings gemeinsam mit dem Punk-Avantgardisten und The Fall-Sänger Mark E. Smith. Sie nennen sich Von Südenfed und haben nun ihr erstes Album "Tromatic Reflexxions" veröffentlicht. Der Düsseldorfer Andi Toma plaudert über die ungewöhnliche Zusammenarbeit.

Wie kamen Sie auf Mark E. Smith. Oder kam er auf Sie zu?

Andi Toma: Wir hatten 2004 ein Konzert in London. Marc E. Smith war als Gast da. Ihm hat es extrem gut gefallen. 2005 hat er unserer Single "Wipe that Sound" interpretiert. Wir wollten mehr zusammen machen. So haben wir die Band gegründet.

Ein dauerhaftes Projekt?

Toma: Wir haben einen Vertrag über zwei weitere Alben. Die Zusammenarbeit war entspannt und für beide Seiten war es interessant, dem jeweiligen musikalischen Background zu entfliehen. Wir machen ja jetzt schon so lange Musik. Ich weiß gar nicht, wie lange es "The Fall" gibt?

Seit 1976. Haben Sie Alben von "The Fall"?

Toma: Nein. Ich persönlich habe die Geschichte dieser Band nie verfolgt.

Wie war die Arbeit?

Toma: Wir hatten Grundideen. In einer Session mit Smith haben wir gejammt, Elemente mit geschnitten, wieder zusammengesetzt. Er hat den Text gemacht und gesungen.

Im Düsseldorfer "St. Martin Tonstudio"?

Toma: Ja. Wir hatten überall Mikrofone. Er ist wie wir, sitzt nicht die ganze Zeit konzentriert dabei oder diskutiert über Songs. Wir haben uns Szenarien ausgedacht, die hat er umgesetzt. Er ging ans Mikro, hat gesungen, fertig. Dann ist er unten in die Eckkneipe gegangen und hat ein Bierchen getrunken. . .

Wie lange hat die Arbeit gedauert?

Toma: Er war rund zehn Tage vor Ort. Wir haben dann noch mal zwei, drei Wochen lang alles zusammengesetzt und gemischt.

Was war schön, was schwierig?

Toma: Marc hat auch dieses Urvertrauen, dass es endlos viele Möglichkeiten gibt. Er war sehr professionell. Da wurde nicht gefragt: Soll ich so oder so singen. Das war das Paradies. Aber manchmal hat er geschrieen: "Jetzt misch das endlich!" Oder "Ihr fummelt zu viel". So hatte er auch die Funktion eines Produzenten, der bestimmt: "Fass das nicht mehr an. Es ist fertig. Es ist gut so."

War er despotisch?

Toma: Er hat schon zahlreiche Musiker verschlissen. Wenn wir unterwegs sind, fragen Leute oft: "Ihr arbeitet mit Marc? Seid ihr verrückt? Der hat unserem Bassisten den Bass über den Kopf geschlagen!" Oder: "Ich habe ihm die Tür aufgehalten, und die hat er mir in die Fresse gehauen."

Hat er Sie geschlagen?

Toma: Nein. (Lacht.) Ich kann das gar nicht nachvollziehen, dass er so sein soll. Er hat sein eigenes Timing, seine eigene Sicht auf die Dinge. Er ist sehr intuitiv. Und ich glaube, dass ihm Leute häufig auf die Pelle rücken. Das mag er nicht, dann wehrt er sich. Dabei ist er eigentlich mehr ein Familientyp.

"Fledermaus can’t get enough" heißt ein Song. Was soll das heißen?

Toma: Keine Ahnung. Einmal habe ich Smith gefragt, was er da eigentlich singt. Er wusste es selbst nicht mehr. Bei "Speech Contamination" dachte ich, er singt etwas über Neo-Rock. Aber es heißt: "Passt doch gut zu deinem neuen Rock". Das ist doch einfach genial, so aus einem Moment heraus genommen.

Ihr erster Gig war am 2. Juni. in Bologna?

Toma: Abgesagt.

Keine Zeit?

Die Einen Jan St. Werner und Andi Toma arbeiten seit 1993 als Mouse on Mars zusammen und gelten als eine der innovativsten Bands im Bereich abstrakter elektronischer Musik. 1994 erschien ihr Debüt "Vulvaland", zuletzt "Varcharz".

Der Andere Mark E. Smith ist Sänger der Avantgarde-Rock-Band The Fall und hat seit ihrer Gründung in Manchester vor 31 Jahren rund 88 Alben vorgelegt.

Zusammen Von Südenfed ist das gemeinsame Projekt von Mouse on Mars und Mark E. Smith. Am 18. Mai wurde ihr Debüt "Tromatic Reflexxions" veröffentlicht.

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