Israelin entwickelt Wagner-Choreografie

Tel Aviv (dpa) - Die israelische Choreografin Saar Magal will in München einen von dem deutschen Komponisten Richard Wagner inspirierten Tanz aufführen.

Das Projekt heißt „The Misinterpretation of the Ring“ („Die Fehlinterpretation des Rings“) und soll in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper im Sommer verwirklicht werden, wie ein Opernsprecher sagte. Die Staatsoper bringt in diesem Jahr Wagners „Ring des Nibelungen“ in einer Neuinszenierung von Andreas Kriegenburg auf die Bühne. Premiere des „Rheingold“ ist an diesem Samstag.

„Es handelt sich um eine Performance mit sieben Tänzern aus Israel und Deutschland“, sagte der Sprecher über das Choreografie-Projekt der Israelin. Magal, Enkeltochter von Holocaust-Überlebenden, wolle den Streit um Wagner künstlerisch auf die Bühne bringen, berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“. In Israel weckt der für seine antisemitischen Ansichten bekannte Komponist, der im nächsten Jahr 200 Jahre alt geworden wäre, immer noch Erinnerungen an den Holocaust.

„Weil ich aus einer Kultur stamme, die Wagner nicht hört und es verbietet, Wagner zu hören, will ich fragen, wer ist Wagner?“, sagte die 35-Jährige der Zeitung. „Was sagt uns seine Musik?“ Wo genau das von der Staatsoper produzierte Werk aufgeführt werden soll, ist nach Opernangaben noch nicht ganz klar. Es gebe aber Gespräche mit dem Haus der Kunst. Das heutige Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst wurde im Jahr 1937 von Adolf Hitler als „Haus der deutschen Kunst“ veröffentlicht. Dort fand während der Nazi-Zeit jährlich die Propagandaveranstaltung „Große Deutsche Kunstausstellung“ statt.

Im vergangenen Sommer hatten israelische Musiker erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ein Werk von Richard Wagner gespielt. Das Israelische Kammerorchester spielte in Bayreuth Wagners „Siegfried-Idyll“ sowie andere Werke. Die Musiker und ihr Dirigent Roberto Paternostro wollten mit dem Konzert ein Zeichen „der Annäherung, der Toleranz und eines offenen geschichtsbewussten Kulturaustausches“ zwischen beiden Ländern setzen.

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