Jupiter Jones: Die vier Fragezeichen aus der Eifel

„Still“ von Jupiter Jones ist einer der Überraschungshits des ersten Halbjahres. Das dazugehörige Album zieht nun nach.

Düsseldorf. Langsam muss man sich dann doch fragen, warum diese Altersgruppe, die zwischen den späten 1960ern und frühen 1980ern geboren wurde, „Generation Golf“ genannt wird.

„Generation Drei ???“ wäre passender. Erscheint ein neues Abenteuer der drei Detektive, belegt die digitale Version immer direkt Platz eins der iTunes-Charts. Prominente wie Bastian Pastewka brüsten sich gerne damit, sämtliche Folgen aus den frühen Jahren in der korrekten Reihenfolge herunterbeten zu können.

Und selbst Punkbands mit Mittdreißiger-Personal benennen sich nach der wohl bekanntesten Kinder- und Jugendhörspielreihe der vergangenen 30 Jahre — auch wenn sich das nicht auf den ersten Blick erschließen will.

Um zur Eifeler Band Jupiter Jones die Verbindung mit den Teenie-Schnüfflern aus Rocky Beach herstellen zu können, muss man das englische Original kennen: Dort ist Jupiter Jones die Hauptfigur, aus der in der deutschen Version Justus Jonas wurde.

Trotz dieses Bekenntnisses fürs Angelsächsische singt das Quartett auf Deutsch — eine Idee, die von Gitarrist Sascha Eigner und Sänger Nicholas Müller auf einer Party im Jahr 2002 geboren wurde und in den Wochen danach konkrete Formen annahm.

Sie holten Drummer Marco Hontheim und Bassist Michael Stadtfeld mit ins Boot. Letzterer ging zwei Jahre später wieder, aktuell spielt auf seiner Position Andreas Becks.

Mit ihrer bewusst widersprüchlichen Mischung aus brachialen Gitarrenriffs und filigran geschriebenen Texten hoben sich Jupiter Jones zwar von der breiten Masse englischsprachiger Punkbands aus Deutschland ab, auf den Durchbruch mussten sie allerdings mehr als acht Jahre warten. Und anders, als ihr Genre es vermuten ließe, kam er ganz „Still“.

Seit Anfang März ist die melancholische Ballade auf dem Markt und entwickelte sich in den folgenden zwölf Wochen langsam, aber stetig zum Dauerbrenner in den Charts.

Keine andere deutschsprachige Single wird trotz Konkurrenz von Juli, den Söhnen Mannheims oder Clueso in den Radios momentan häufiger gespielt. Als Download oder CD wurden bereits mehr als 100 000 Exemplare abgesetzt. Und auch das dazugehörige Album klettert im Kielwasser des Songs immer weiter Richtung Chartspitze.

Ein Erfolg, mit dem die Jungs in diesem Ausmaß nicht rechnen konnten, auf den sie aber systematisch hingearbeitet hatten: Beim Rockbuster-Newcomer-Contest des Landes Rheinland-Pfalz belegten sie 2003 den zweiten Platz, für das Goethe-Institut tourten sie durch Bulgarien, und mit ihrem Album „Holiday In Catatonia“ ernteten sie 2009 einen Achtungserfolg, der ihnen schließlich für ihr viertes Album, das sie schlicht „Jupiter Jones“ nannten, den heißersehnten Vertrag mit einer großen Plattenfirma einbrachte.

Zuvor hatten sie ihre Musik auf dem eigenen Label „Mathildas und Titus Tonträger“ veröffentlicht — noch eine Referenz an ihre Lieblingshörspielreihe aus Kindertagen. Mathilda und Titus sind Justus Jonas’ Tante und Onkel.

Der kommerzielle Erfolg hat binnen kürzester Zeit dafür gesorgt, dass Jupiter Jones für den bevorstehenden Sommer zum gefragten Festival-Act wurden: Unter anderem werden sie auf dem Hurricane, dem Southside und bei der Rheinkultur auftreten. Ihrem Traum, von der Musik leben zu können, sind sie damit einen großen Schritt näher gekommen.

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