Kate, die Schneekönigin

Kate Bush bringt bereits das zweite Album in diesem Jahr heraus: Sieben Songs, so zart wie Eisblumen.

London. Dieses Tempo ist die Popwelt von Kate Bush nicht gewohnt. Die britische Songschreiberin und Sängerin, die schon mal zwölf Jahre zwischen zwei Alben verstreichen ließ, veröffentlicht am Freitag bereits die zweite CD in diesem Jahr. Nach den Neuinterpretationen älterer Stücke für ihren „Director’s Cut“ im Mai kommen nun „50 Words for snow“ — eisige Kunstwerke.

Auf dem Album selbst nimmt sich die 53-Jährige aber wieder Zeit für ihre lyrischen Erkundungen. Wenn man nach den ersten drei Liedern wie aus einem Traum erwacht, sind bereits 35 Minuten vergangen.

Wie bei ihren jüngsten Veröffentlichungen singt sie von der zerbrechlichen Schönheit der Natur und der Vergänglichkeit der Gefühle, das gilt für die fallende „Schneeflocke“ („Snowflake“) ebenso wie für den Yeti („Wild Man“) und die Liebesnacht mit einem Schneemann („Misty“).

Die balladenhafte bis jazzige Musik kommt meist vom zurückhaltenden Piano, teilweise entfernt mit Gitarre, Percusssion oder mit einem Hauch von Vogelrufen unterlegt. Häufig tropfen die Töne in die Stille, es ist kaum auszumachen, wer mehr Raum einnimmt. Doch man kann sich nicht lösen von diesen Songs, sie nicht nebenher hören, denn kein Wort fällt unbedacht, keine Melodie ist vorhersehbar. Kate Bush hält eben konsequent Abstand zum glatten Kommerz.

Und sie ist auf ihrem Konzept-album nicht allein. Der Schauspieler Stephen Fry lässt im Titelsong 50 Bezeichnungen für Schnee in realen und erfundenen Sprachen lustvoll auf der Zunge zergehen — wie „shnamistoflopp’n“ und „hironocrashka“.

Mit Elton John — er gewohnt druckvoll, sie im feinen Alt — stimmt sie in „Snowed in at Wheeler Street“ ein wehmütiges Liebesduett an. Kate Bushs zarte Eisblumen sind bestens geeignet, die dunkle Jahreszeit zu erhellen.

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