Katharina Wagner gibt „Ring“-Regie in Argentinien auf

Buenos Aires (dpa) - Es sollte außergewöhnlich werden und wurde voller Euphorie angekündigt: der komplette Wagner'sche „Ring“ an nur einem Abend und unter der Regie der Bayreuther Festspielchefin Katharina Wagner.

Doch die Urenkelin des Ausnahme-Komponisten Richard Wagner hat ihren Vertrag mit dem Teatro Colón in Buenos Aires aufgelöst. Die Probenbedingungen entsprachen nicht ihrem Anspruch. Wagner und der Theater-Intendant Pedro Pablo García Caffi versicherten am Donnerstag dennoch, beide Seiten hätten sich in bestem Einvernehmen getrennt. Eine Ablösung der Wagner-Urenkelin sei bereits seit einiger Zeit absehbar gewesen, sagte der Intendant García Caffi der Nachrichtenagentur dpa. „Der von Katharina Wagner vorgeschlagene Probenplan war so für das Theater nicht machbar.“ Es wurde auch bereits ein Ersatz gefunden: Die Argentinierin Valentina Carrasco, die seit mehr als zehn Jahren als Regisseurin mit der katalanische Theatergruppe Fura dels Baus arbeitet, habe die Regiearbeit für den kompakten „Ring des Nibelungen“ übernommen.

Wagner teilte dem „Nordbayerischen Kurier“ die Auflösung des Vertrags „in freundlicher und konstruktiver Atmosphäre“ mit. „Wir sind natürlich enttäuscht“, sagte Wagner der Zeitung. „Mein Team hat zwei Jahre Arbeit investiert. Wir hätten unsere Inszenierung gern auf der Bühne gesehen.“

Vor mehr als einem Jahr war das Projekt von Wagner und García Caffi in Berlin mit Enthusiasmus angekündigt worden. Die Regisseurin zeigte sich damals vom Vorhaben „absolut überzeugt“. Das Teatro Colón zeichne sich wegen seiner technischen Qualität aus.

Doch vor einer Woche reiste die 34-Jährige unverrichteter Dinge aus Argentinien ab. „Wir haben leider Bedingungen vorgefunden, unter denen man nicht arbeiten konnte - also überhaupt nicht“, sagte Wagner der dpa. „Es war kein Probenaufbau da, ich hätte mit den Sängern keine einzige Szene proben können, es war kein Kostüm angefangen und keine Perücke.“

So begannen dann auch die Orchesterproben für den von Cord Garben auf sieben Stunden zusammengefassten „Ring“ am Dienstag ohne die vorgesehene Regisseurin. Am Mittwochmorgen traf Wagner wieder in der argentinischen Hauptstadt ein und verhandelte über ihre künftige Mitarbeit an dem Projekt. An dem kurzen Gespräch mit García Caffi nahmen auch Rechtsanwälte beider Seiten teil.

Wagner schlug eine Vertagung der für den 27. November angesetzten Weltpremiere vor. Doch García Caffi hielt an dem Termin fest. Bühnenbild, Kostüme und musikalische Vorbereitungen seien im Plan, versicherte er.

Auf Unverständnis stieß in Argentinien, dass sich die 34-Jährige für die Inszenierung eines Festakts beim Ingolstädter Autobauer Audi am 11. November verpflichtet hatte. Dies beweise, dass sie keinen Willen gehabt habe, die Arbeit aufzunehmen, hieß es in Produktionskreisen.

Die neue Regisseurin Carrasco wurde am Donnerstag dem „Ring“-Team vorgestellt. Alles, was bisher bearbeitet worden sei, bleibe für die künftige Entwicklung in Händen des Teatro Colón, einschließlich des Bühnenbilds und des Kostümdesigns, sagte Intendant García Caffi. Alle Sänger hätten ihre Mitwirkung bestätigt. Der österreichische Dirigent Roberto Paternostro habe die Orchesterproben übernommen.

Die Weltpremiere der siebenstündigen Kurzversion des „Rings des Nibelungen“ stehe weiter wie vorgesehen am 27. November auf dem Programm. Normalerweise beträgt die Aufführungsdauer des „Rings“ etwa 16 Stunden, verteilt auf vier Abende.

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