Klavierfestival Ruhr: Mangelnde Kostendisziplin?

Zu viele Auftritte, zu teure Hotels: Aufsichtsrat wirft dem Intendanten mangelnde Kostendisziplin vor.

Essen. Beim Klavierfestival Ruhr, das am 14. Juli zu Ende geht, gibt es Ärger wegen drohender roter Zahlen. Laut Budgetplanung könnte auf das Festival ein Minus von 94 000 Euro zukommen — bei 2,4 Millionen Euro Gesamtetat. Im Vorjahr war noch ein Plus von mehr als 170 000 Euro erreicht worden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Festivals, National-Bank-Chef Thomas Lange, und sein Vize, Ex-Hochtief-Boss Herbert Lütkestratkötter, hatten Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg deshalb bereits Ende Mai in einem Brief zu mehr Kostendisziplin aufgefordert.

Unter anderem sollen die Hotelkosten durch ungeschickte Auswahl von Spielorten in zeitlicher und räumlicher Nähe der Düsseldorfer Messe Drupa durch die Decke gegangen sein. Ein Dauerkritikpunkt einiger Sponsoren ist der Umfang des Festivals mit aktuell 65 Konzerten.

Manchen Förderern in der unter dem Strukturwandel leidenden Region würden 40 Konzerte vollauf genügen. Sie möchten lieber in Bildungsprojekte für Jugendliche investieren. Ohnesorg wies die Kritikpunkte des Briefs als „ausgesprochen unproduktiv“ zurück. „Sie entsprechen in ihrer technokratischen Ausrichtung nicht der Realität eines so sensibel wie erfolgsorientiert zu führenden Festivals“, schrieb Ohnesorg seinen obersten Kontrolleuren.

Die Budgetplanung sei „vorsichtig kaufmännisch“ erfolgt, sagte Ohnesorg. Tatsächlich rechne er mit einem etwas besseren Besuch als im Vorjahr (2011: gut 50 000) und möglicherweise einer „Schwarzen Null“. Gerüchte über ein vorzeitiges Aus für Ohnesorg, dessen Vertrag bis Ende 2015 läuft, wiesen sowohl der Intendant als auch Aufsichtsratschef Lange als „Quatsch“ zurück.

Mitglieder des Gründerkreises hatten für eine Nachfolge Ohnesorgs den 2008 ausgeschiedenen Essener Ex-Philharmonie-Intendanten Michael Kaufmann genannt.

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