Milos Karadaglic: Missionar an der Gitarre

Milos Karadaglic wollte erst Popmusiker werden, entdeckte seine Leidenschaft für Klassik und wird heute hoch gehandelt.

Düsseldorf. Bei so einem Können muss man einfach in die Luft gehen — zumindest am Flughafen. „Meine Heimat ist Montenegro, meine Stadt ist London, aber meistens schlafe ich im Flugzeug.“ Konzert- und Tournee-Reisen füllen die meisten Tage im Leben von Milo Karadaglic aus.

Der 29-Jährige, der seinen Vornamen zum Künstlernamen gemacht hat, wird als einer der interessantesten klassischen Gitarristen gehandelt. Er erhielt als erster Gitarrist überhaupt den „Julian Bream Preis“ des Prinzen von Wales, im Oktober den „Echo Klassik“ in Berlin und ist bei der renommierten Deutschen Grammophon unter Vertrag.

Entspannt sitzt der junge Künstler in einer Düsseldorfer Hotel-Lounge. Der Gitarrenkoffer lehnt an der Wand. Sein übriges Gepäck ist vom Flughafen noch nicht angekommen. Aber das ist Nebensache, wenn es um Musik geht.

„Das Instrument und die Musik, beide sind Leidenschaft“, sagt Milo. „Im Kämmerlein alleine spielen, ist nur die halbe Sache. Ich liebe es, für Menschen zu spielen. Und gerade mit diesem Instrument. Die Gitarre ist nicht laut, sie ist ein emotionales und empfindsames Instrument.“

So sieht sich Milo durchaus als Missionar in Sachen klassischer Gitarrenmusik. „Die Gitarre ist eines der weit verbreitetsten und bekanntesten Instrumente — wenn es um Rock oder Pop geht“, erklärt er. „Aber wenn es um die Wahrnehmung der Gitarre als klassisches Instrument geht, tut man sich jenseits der lateinamerikanischen Länder etwas schwer.“

Milo weiß, wovon er spricht, denn ursprünglich wollte auch er auf die Rock-Pop-Schiene. „In meiner Familie wurde keine klassische Musik gehört. Und nachdem ich gerne im Kinderchor gesungen hatte, sollte ich mit acht Jahren auf die Musikschule.“ Klar, dass er nicht zu Violine oder Klavier griff: „Das wäre nicht cool gewesen. Ich wollte ein paar Gitarrengriffe lernen und Popsongs singen.“

Aber aus dem achtjährigen Pop-Saulus wurde schnell ein Klassik-Paulus. „Der Kontakt mit der klassischen Musik bedeutete einen radikalen Wechsel in meinem Leben.“ Und als der kleine Milo seine erste Aufnahme von der spanischen Gitarren-Legende Andres Segovia hörte, stand für ihn fest, was er werden wollte. „Da ich gute Finger für die Gitarre habe und schnell lerne, hatte ich schon nach wenigen Monaten meinen ersten Auftritt.“

„Meine Eltern waren erstaunt über meine Leidenschaft, aber sie haben mich engagiert und großzügig unterstützt.” Denn es ging ja nicht nur um die Ausbildung an der Royal Academy in London, sondern auch um die Entscheidung für eine Lebensform: das unstete Dasein als Künstler oder die übliche Sesshaftigkeit.

Für Letzteres hat sich Milo’ Bruder entschieden, der als Wirtschaftswissenschaftler in Amerika lebt. Doch für den Gitarristen steht fest: „Ein sogenanntes normales Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen.”

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort