„Opernhäuser des Jahres“ in Frankfurt und Mannheim

Berlin (dpa) - Frankfurt und Mannheim haben die „Opernhäuser des Jahres“. In einer Umfrage der Fachzeitschrift „Opernwelt“ nannte eine Mehrheit der 50 befragten Kritiker aus Europa und den USA die beiden Opernhäuser jeweils am häufigsten.

„Opernhäuser des Jahres“ in Frankfurt und Mannheim
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Dabei lobten die Kritiker die innovativen Spielpläne sowie die konsequente Entwicklung der Ensembles. Auch die Oper Stuttgart wurde mehrfach genannt, unter anderem für Wolfgang Rihms Kammeroper „Jakob Lenz“, die als Regiearbeit von Andrea Breth „Aufführung des Jahres“ wurde. Das teilte die „Opernwelt“-Redaktion am Mittwoch in Berlin mit.

„Opernhäuser des Jahres“ in Frankfurt und Mannheim
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Für die Oper Frankfurt und das Nationaltheater Mannheim votierten jeweils sieben Kritiker, vier Stimmen gingen an Stuttgart. Die Intendanten Bernd Loebe (Frankfurt) und Klaus-Peter Kehr (Mannheim) verzichteten auf teure Star-Verpflichtungen und setzten auf eigene Kräfte, hieß es zur Begründung.

Loebe erklärte, das Land Hessen stehe in der Pflicht, Frankfurter Kultureinrichtungen zu unterstützen. „Wenn die Städtischen Bühnen auch künftig in der ersten Liga mitspielen sollen, dann wird das nur gehen, wenn sich das Land stärker engagiert“, sagte Loebe der „Opernwelt“. Die Oper Frankfurt wird zu 80 Prozent von der Stadt finanziert, vom Land kommen 2,78 Prozent des Gesamtbudgets.

Die Mannheimer Oper reagierte erfreut über die Bestätigung, die das Haus durch die Auszeichnungen erfahre. „Einmal mehr wird durch sie die herausgehobene Stellung des Mannheimer Nationaltheaters in der deutschen Theaterlandschaft deutlich“, teilten Intendant Kehr und Operndirektor Lutz Wengler mit.

Als größtes Ärgernis sehen die Kritiker die Querelen rund um die Wagner-Festspiele in Bayreuth - vom angeblichen „Hügelverbot“ für die bisherige Ko-Chefin Eva Wagner-Pasquier bis zu undurchsichtigen Umbesetzungen und Missständen in den Archiven.

Nach Stuttgart geht die Auszeichnung für den besten Sänger: Der österreichische Bariton Georg Nigl glänzte in seiner Interpretation der Titelpartie von Rihms „Jakob Lenz“. Für ihren Auftritt in Alban Bergs „Lulu“ an der Bayerischen Staatsoper wird die Sopranistin Marlis Petersen als „Sängerin des Jahres“ gekürt, bereits zum dritten Mal nach 2004 und 2010. Nach München geht auch der Dirigenten-Titel: Kirill Petrenko, Chef des Bayerischen Staatsorchesters, wird damit bereits zum vierten Mal ausgezeichnet. Sein Ensemble wurde auch „Orchester des Jahres“, knapp vor Daniel Barenboims Staatskapelle Berlin.

Mannheim kann sich auch mit der „Uraufführung des Jahres“ schmücken: Die Alptraum-Oper „Esame di mezzanotte“ der Italienerin Lucia Ronchetti gefiel den Kritikern besonders. Genannt wurden aber auch Beat Furrers Künstleroper „La bianca notte“, uraufgeführt in Hamburg, und Pascal Dusapins Kleist-Stück „Penthesilea“ aus Brüssel.

Für seine erste Puccini-Inszenierung - „Manon Lescaut“ in München - ist Veteran Hans Neuenfels „Regisseur des Jahres“. Aber auch seine Strauss-Produktion „Ariadne auf Naxos“ an der Berliner Staatsoper beeindruckte die Kritiker.

Der Regisseur und Filmemacher Philipp Stölzl („Nordwand“) geht aus der Umfrage als bester Bühnenbilder hervor. Gelobt wurden seine an die Comic Novel angelehnten Guckkästen für „Cavalleria Rusticana“ und „Pagliacci“ bei den Salzburger Osterfestspielen. „Kostümbildner des Jahres“ ist der Italiener Gianluca Falaschi für seine Kreationen in Lydia Steiers Inszenierung von Pascal Dusapins Oper „Perelà“ am Staatstheater Mainz.

Beste Nachwuchskünstlerin ist die spanische Sopranistin Elena Sancho Pereg, Ensemblemitglied in Düsseldorf. Als Zerbinetta in Strauss' „Ariadne“ sorgte die Baskin für Furore. An die Komische Oper Berlin geht der Titel „Chor des Jahres“. Als „CD des Jahres“ wurde Mozarts „Cosi fan tutte“ mit dem Dirigenten Teodor Currentzis und seinem Ensemble MusicAeterna gelobt.

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