Tod in Venedig: Vor 130 Jahren starb Richard Wagner

Richard Wagner starb 1883 in Venedig, sein Wunsch war es aber, in Bayreuth begraben zu werden. Ein Sonderzug brachte den Sarg über die Alpen, ergriffene Anhänger warteten an den Bahnhöfen.

Venedig/Bayreuth (dpa) - Richard Wagner will den Winter nicht im fränkischen Bayreuth verbringen. Der berühmte Komponist monumentaler Werke wie „Der Ring des Nibelungen“ tritt im September 1882 die Reise nach Venedig an. Am 13. Februar 1883 schreibt er im Arbeitszimmer des Palazzo Vendramin-Calergi an einem Aufsatz, der den Titel „Über das Weibliche im Menschlichen“ trägt. Dabei bricht er zusammen und stirbt. Die Klassikwelt feiert in diesem Jahr nicht nur den 200. Geburtstag Wagners, sondern erinnert auch an dessen Todestag vor 130 Jahren.

Der Tod ereilt ihn in einer seiner Lieblingsstädte. „Jeder weiß, dass Venedig die ruhigste Stadt ist, ich meine die leiseste Stadt der Welt, und deshalb habe ich entschieden, dass es absolut der richtige Ort für mich ist“, schrieb Wagner seinem Schwiegervater Franz Liszt vor seinem ersten Aufenthalt in der Stadt 1858. Mehrmals reiste Wagner in die Lagunenstadt.

Der Palazzo Vendramin-Calergi, Wagners Wohnung bei seinem letzten Aufenthalt, ist vom Architekten Pietro Lombardo errichtet worden, der Bau begann um das Jahr 1480. Benannt wurde das Bauwerk nach seinen früheren Besitzern, einer Kaufmannsfamilie. Bis zur Fertigstellung des Palastes dauerte es fast drei Jahrzehnte. Heute gilt das historische Gebäude am Canal Grande als einer der prächtigsten Paläste der venezianischen Hochrenaissance. Die dreistöckige Fassade des Gebäudes schmücken integrierte, doppelbogige Arkadenfenster. Wagner liebte den „enorm großartigen“ Palazzo ebenso wie die Stadt.

Heute beherbergt der Palazzo im belebten Stadtteil Cannaregio ein Spielcasino. Seit 1995 gibt es auch ein kleines Museum, das an den Komponisten erinnert. Wagner-Interessierte können sein Sterbezimmer besichtigen und an einer Führung teilnehmen. Ein Verein kümmert sich um das Museum. Briefe, Malereien, historische Dokumente und Erbstücke werden gezeigt. Das Museum bezeichnet sich selbst als größte private Wagner-Sammlung außerhalb Bayreuths.

Dort, in der Festspielstadt, ist Richard Wagner begraben. Sein Leichnam wird in einem Sonderzug zurückgebracht. Da schon beginnt die Mystifizierung des Komponisten, die seine Witwe Cosima später eifrig vorantreibt. Auf einer Barke wird Wagners Leiche in Venedig zum Bahnhof gebracht. Der Zug hält in Bozen und Innsbruck, weil Delegationen mit Blumengrüßen warten. In München lässt König Ludwig II. einen Kranz zum Sarg bringen, mit einer Widmung würdigt er den „großen Wort- und Tondichter“. Zahlreiche Musiker haben sich am Bahnhof versammelt, um Wagner die letzte Ehre zu erweisen. Als der Zug sich wieder in Bewegung setzt, erklingt der Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“.

In Bayreuth formiert sich ein riesiger Trauerzug für den Mann, der die Stadt berühmt gemacht hat. Die Bestattung im Garten des Hauses Wahnfried wird erlaubt, „weil Richard Wagner eben Richard Wagner war“, wie Sven Friedrich, Chef des Bayreuther Wagner-Museums, sagt. „Es war eine Ausnahme. Wagner hatte den Wunsch, dort begraben zu werden.“

Die Grabstätte war über den Bayreuther Hofgarten stets öffentlich zugänglich und wurde schnell zur Pilgerstätte für Wagnerianer. Auch Cosima ist dort bestattet - und der Hund Russ. Wagner war ein großer Tierfreund.

Das Haus Wahnfried beherbergt heute das Wagner-Museum, auch das Richard-Wagner-Nationalarchiv hat hier seinen Sitz. Nur: Derzeit laufen Umbauarbeiten, das Gebäude ist schon seit vielen Monaten geschlossen. Es gab sogar Planungen, im Garten des Hauses, unweit des Grabes, ein Café zu eröffnen. Doch das ist vom Tisch - die Familie des Wagner-Enkels Wieland hatte interveniert.

Eine Wiedereröffnung Wahnfrieds ist erst für 2014 angepeilt. Jedoch: Das Grab könne man besuchen, versichert Friedrich. Zum 130. Todestag ist eine Kranzniederlegung geplant - allerdings in eher kleinem Rahmen. Friedrich sagt: „Wir feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag. Das ist ein viel erfreulicherer Anlass als der Todestag.“

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