Tom Petty nach mehr als 20 Jahren wieder in Deutschland auf Tour

Köln. Nach zwei Stunden steht Tom Petty kerzengerade am Bühnenrand, reckt den rechten Arm in die Höhe. Mit der linken Hand hält er die E-Gitarre, die neben ihm auf dem Boden steht.

Der Amerikaner lässt sich feiern, steht da wie sein eigenes Denkmal. Eine Ikone der Rockmusik.

Die 8500 Zuschauer in der Kölnareana sind von ihren Sitzen aufgesprungen und jubeln dem Altrocker und den famosen Herzensbrechern, seiner Band The Heartbreakers, zu. Nach mehr als 20 Jahren ist Tom Petty erstmals wieder in Deutschland. „Lange nicht gesehen“, begrüßt er das Publikum und legt vom ersten Lied „Listen to Her Heart“ los, als gäbe es keinen Morgen mehr.

Erstaunlich, mit welcher Energie der mittlerweile 61 Jahre alte Rockmusiker daherkommt. Mal tobt er wie ein Derwisch, drischt mit großen kreisenden Armbewegungen auf die Saiten seiner Gitarre ein, ein anderes Mal tippelt er wie ein spanischer Flamencotänzer mit seinen stelzendünnen Beinen, die in Cowboystiefeln stecken, über die Bühne. Schwere, samtrote Vorhängen bilden eine barockanmutende Theaterkulisse für die musikalische Zeitreise durch mehr als 30 Jahre Rock ’n’ Roll.

Tom Petty hat nichts von seinem Charisma verloren. Doch er ist wortkarg, bedankt sich brav nach jedem Lied, ein ewig wiederkehrendes „thank you so much“. Doch Petty verspricht nicht zu viel, wenn er einen schönen gemeinsamen Abend ankündigt. Zu den ersten Akkorden der altbekannten Stücke wie „I won’t back down“ oder „Free Fallin’“ brandet jedes Mal frenetischer Jubel auf.

Und nach den Stücken hebt Petty immer wieder beide Arme in die Höhe, steht wie der Messias der Rockmusik vor den begeisterten Jüngern in der Arena. Schnörkellos und sehr laut spielt er seine Songs herunter, rückt auch mal ins zweite Glied der Herzensbrecher zurück, so wie einst, als er als Musiker Bob Dylan oder Neil Young auf ihren Tourneen begleitete.

Natürlich spielte Petty auch das bekannte „Handle with Care“, das er einst zusammen mit Dylan, George Harrison, Roy Orbison und Jeff Lynne Ende der 1980er-Jahre aufnahm, als die Ausnahmemusiker zwei Jahre lang als Travelling Wilburys unterwegs waren. Zwar startet Petty an diesem Abend nicht „into the great wide open“, aber er lud die größtenteils in die Jahre gekommen Fans ein, mit ihm den Refrain von „Learning to Fly“ anzustimmen.

Eine schöne Version des Petty-Klassikers, bei dem er die E-Gitarre gegen die akustische tauscht. Nach der letzten Zugabe mit „American Girl“ ist Schluss. Ein legendäres Konzert. Wer weiß, ob Petty vor dem Ende seiner Karriere noch einmal seine deutschen Fans beglücken wird.

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