Merci für all die Evergreens: Udo Jürgens gestorben

Zürich (dpa) - Der Sänger, Komponist und Entertainer Udo Jürgens ist tot. Der Musiker („Griechischer Wein“, „Aber bitte mit Sahne“) starb am Sonntag völlig überraschend mit 80 Jahren in der Schweiz bei einem Spaziergang.

Merci für all die Evergreens: Udo Jürgens gestorben
Foto: dpa

Das teilte sein Management mit.

Jürgens hatte erst vor wenigen Wochen seine 25. Tournee „Mitten im Leben“ gestartet. Mit seiner Stimme, den Melodien zum Mitsingen und Mitdenken sowie seinem Charme hatte Jürgens die Herzen von Millionen erobert.

Dem begnadeten Entertainer war es gelungen, jahrzehntelang Kult zu sein. Familie und Fans reagierten auf seinen Tod tief geschockt.

Der Österreicher sei in Gottlieben im Schweizer Kanton Thurgau bewusstlos zusammengebrochen, berichtete sein Management. Trotz sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen sei Jürgens im Krankenhaus von Münsterlingen um 16.25 Uhr an Herzversagen gestorben.

Udo Jürgens: Sein Leben in Bildern
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Zu seinen großen Hits gehören auch Lieder wie „Ein ehrenwertes Haus und „Es wird Nacht, Señorita“. Das Musical „Ich war noch niemals in New York“ rund um seine Evergreens lief und läuft höchst erfolgreich auf verschiedenen Bühnen.

Udo Jürgens' Manager Freddy Burger, Pepe Lienhard und das ganze Tourneeteam seien „geschockt und in großer Trauer“, hieß es weiter. Nach den Konzerterfolgen der aktuellen Tournee zum 80. Geburtstag seien alle fassungslos über den unerwarteten Tod ihres Freundes. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) würdigte den Künstler als musikalischen Botschafter des Landes. Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) schrieb: „Udo Jürgens hat uns über Jahrzehnte mit seinen Liedern und Chansons tiefgründig und zugleich leicht unterhalten.“

Jürgens' Tochter Jenny wollte zunächst im Kreis der Familie trauern: „Der Schmerz und die Traurigkeit sind groß. Ihr ganzes Ansinnen gilt im Moment ihrer Familie, der sie nun in dieser schwierigen Zeit nahe sein möchte“, so das Management von Jenny Jürgens.

Rockmusiker Udo Lindenberg (68) zeigte sich ebenfalls betroffen: „Bin tief geschockt. Ein schmerzlicher Verlust“, schrieb der in Hamburg lebende Künstler in einer SMS. Die Sängerin Conchita Wurst, erste Gewinnerin aus Österreich beim Eurovision Song Contest seit Jürgens (1966), twitterte „Du warst ein großartiger Künstler - Merci!“

Mit seinen Erfolgen, die der Chansonsänger in seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Karriere eingefahren hatte, schrieb er Musikgeschichte. Jürgens komponierte über 1000 Songs, von denen es etliche in die Hitparaden schaffte. Mehr als 100 Millionen Tonträger mit seinen Songs verkaufte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn einer großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie.

In einem dpa-Interview zu seinem 80. Geburtstag im September war der Künstler noch voller Zuversicht. „Dass die Lebensfreude verloren geht oder dass man zum Zyniker wird - wie das beim Älterwerden ja oft der Fall ist -, ist ausgeblieben bei mir“, freute sich Jürgens auf weitere Jahre, die er in seinem neuen großen Haus am Zürichsee verbringen wollte. Er lebte seit langem in der Schweiz.

Udo Jürgens-Konzert am 4. November 2014: Der ewig junge Entertainer
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Udo Jürgens, mit bürgerlichem Namen Udo Bockelmann, verband in seinen Liedern populäre Schlagermelodien mit anspruchsvollen Texten. Oft saß er auch selbst am Klavier. In Österreich wurde ihm der Berufstitel „Professor“ verliehen. Seine Live-Auftritte, die er stets im weißen Bademantel beendete, waren legendär.

Aus erster Ehe hat Jürgens die zwei Kinder John und Jenny. Zwei weitere Töchter stammen von zwei anderen Frauen.

Auf seine Frauengeschichten angesprochen, reagierte Jürgens oft gelassen. „Ich war vom Wesen her immer ein Strohfeuertyp, so dass ich dachte, mein Leben könne nur noch mit diesem Menschen weitergehen. Mir tun nur die leid, die all das nicht erleben“, sagte er zu seinem 80. Geburtstag.

Als größtes Glück im Leben beschrieb Jürgens die Geburt seines ersten Sohnes John. Aber er räumte auch ein, der Gewinn des Grand Prix Eurovision 1966 mit „Merci, Cherie“ habe ein ganz besonderes Hochgefühl ausgelöst. „Der jeweils größte Glücksrausch ging immer Hand in Hand mit meiner Musik.“

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