Zumal Rosemarie Trockel, die auf der aktuellen Documenta mit einem Teepavillon vertreten ist und seit Jahren zu den Top 5 der internationalen Kunstszene zählt, ohnehin mit Vorliebe Erwartungen unterläuft.

Also zeigt die Düsseldorfer Kunstprofessorin, die in Leverkusen-Opladen aufgewachsen ist, hier keines ihrer bekannten Strickbilder, sondern gerade mal drei Wollbilder. Mit der Künstlerin Paloma Vargas Weisz hat sie die Doppel-Ausstellung „Maison de Plaisance“ (Lustschloss) konzipiert — ein Drittel der rund 100 Zeichnungen, Installationen und Keramiken sind eigens für diese Räume entstanden. Und die haben sich nach ihnen gerichtet — Wände und Fensterrahmen wurden weiß gestrichen, ein Raum bekam weiße Kacheln bis unter die Decke.

Darin hängt nun ein Weihwasserbecken, das an einen zerstörten Korallenstock erinnert. In einem großen Käfig zwitschern und drehen sich drei ausgestopfte bunte Vögel, gelegentlich ertönt die Klingel unter der Käseglocke. Eine Plastikpalme hängt mit den Wedeln nach unten von der Decke, auf dem Foto daneben sitzt eine Tarantel auf weiblichen Genitalien.

Trockel (59) geht ihre Arbeiten mit kräftiger Ironie an. Varga Weisz (45) ist zurückhaltender. In Zeichnungen von Köpfen spielt sie mit Masken und Doppelungen, in einem Raum liegt die lebensgroß abgeformte Figur ihrer Mutter — entspannt und streng zugleich. Die Künstlerinnen, die sich seit Jahren kennen, gestalten einige Räume gemeinsam, beziehen sich aber auch ansonsten aufeinander — bei beiden haben einzelne Gipsbeine ihren Auftritt, auch überlange phallische Nasen sieht man mehrfach.

Kraftvoll und harmonisch wirkt diese Ausstellung — so weit man das jetzt wissen kann. Denn noch gestern bauten die Künstlerinnen in einigen Räumen auf und um. Daher kann der Katalog auch erst später erscheinen.

Die Ausstellung von Rosemarie Trockel und Paloma Varga Weisz: „Maison de Plaisance“ läuft von Sonntag bis zum 30. September im Museum Morsbroich, Leverkusen. Öffnungszeiten: Di — So, 11 — 17 Uhr, Do 11 — 21 Uhr. Eintritt 5,50 Euro.