Rula Jebreal: „Zum Frieden kommt man nur über Bildung“

Düsseldorf. Die Autorin Rula Jebreal über das Leben als Araberin in Israel und Julian Schnabels Film dazu.

Jebreal: Meine jüdischen Freunde haben sich nicht über den Film aufgeregt. Im Gegenteil. Amanda Dayan, die Nichte Moshe Da-yans, hat gesagt, der Film sei großartig, mutig und wahrhaftig, die Welt müsse genau das alles zu sehen bekommen - besonders Amerika. Es geht nicht darum, Israel zu zerstören, Israel soll weiterhin bestehen. Aber ich hoffe, dass die Palästinenser mit Respekt und Rechten ausgestattet werden. Im Nahen Osten gibt es keine Gewinner, nur Verlierer.

Jebreal: Dieser Film wird auf keinen Fall alle zufrieden stellen. Schon meine Familie ist ja verärgert. Aber wenn ich die Wahrheit erzählen will, kann ich keine Eingeständnisse machen, um höflich oder politisch korrekt zu sein. Mir ist es egal, ob mich die Leute dafür mögen oder hassen - Hauptsache, sie interessieren sich für das Schicksal dieser Kinder.

Als Frau hat man im Nahen Osten kaum Optionen. Die Schule von Hind Husseini, wo ich zum Frieden erzogen worden bin, hat statt 1000 nur noch 30 Schülerinnen. Dabei gibt es im Gaza-Streifen und den Flüchtlingslagern der Westbank Hunderte von Waisenkindern, die Obdach, Fürsorge und Erziehung brauchen. Dafür kämpfe ich: Ich bin davon überzeugt, dass Frieden und Diplomatie erst erreicht werden können, wenn alle Menschen Zugang zu Bildung bekommen.

Jebreal: Ich habe Julian immer nur als herausragenden Künstler und Regisseur gesehen - dass er jüdisch ist, daran habe ich nie gedacht. Und umgekehrt sah er mich weder als Farbige noch als Palästinenserin, sondern als Mensch. Das war die Basis unserer Zusammenarbeit und auch unserer Partnerschaft.

Jebreal: Irgendwann schnitt ich ihm die Haare, weil sie zu lang geworden waren, ich nahm ihn mit zum Zahnarzt, sorgte dafür, dass seine Kleidung sauber war - ich kümmerte mich um ihn wie ich auch meine Tochter bemuttere. Er sagte mal: "Eigentlich bist Du das jüdische Mädchen, das sich meine Mutter immer für mich gewünscht hat!" Das ist das schönste Kompliment, das er mir je gemacht hat. Als ich mich in ihn verliebte, ging es nicht um Leidenschaft oder so, sondern es war, als käme ich nach Hause.

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