Salzburg startet mit Licht und Schatten

Buhrufe bei Mozarts „Zauberflöte“ — Jubel bei Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“.

Salzburg. Wie war das mit neuen Besen? Bei den Salzburger Festspielen sind sie zwar teurer als sonst wo. Doch fegen sie auch besser? Nicht unbedingt. Das bewies jetzt die Eröffnung der ersten Saison des neuen Festspielchefs Pereira. Mozarts „Zauberflöte“ hat man jedenfalls noch nie so ernst und spröde gehört und nur selten so wenig heiter erlebt wie jetzt.

Knapp vier Stunden dauert das Dirigat von Altmeister Nikolaus Harnoncourt — ausgedörrt, wenig brillant, dafür extrem langsam führt der 80-jährige Maestro durch die Partitur, seziert jeden Akkord und fordert Sängern ein Maximum an Atemtechnik ab.

Richtig gut und auf Höhe des teuersten Festivals der Welt sangen aber nur Bernard Richter (Tamino) mit einem kultivierten, aber auch kraftvollen Tenor und Julia Kleiter (Pamina) mit einem nobel leuchtenden Mozart-Sopran. Die Regie von Dortmunds Opernintendant Jens Daniel Herzog, die einzelne Buhrufe erntete, führt in eine Psychiatrie oder in eine Erziehungsanstalt. Nummerierte Türen, alle verschlossen.

Dort herrscht Sarastro als gütiger Chefarzt, umringt von seinen ehrgeizigen Assistenten, die Tamino und Pamina ebenso einer Gehirnwäsche unterziehen wie Papageno. Witzchen gibt es zwar manche, sie verpuffen aber in riesigen Korridoren, die sich permanent bewegen. Wohlgemeinter Applaus, kein Jubel.

Mit einem sensationellen Erfolg startete indes das Schauspiel, denn Andrea Breth blickt mit ihrer Inszenierung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ tief in die Abgründe menschlicher Existenz. Denn der wegen eigenmächtigen Handelns zum Tode verurteilte Prinz hat panische Todesängste, bettelt um die nackte Existenz, ist am Ende aber doch bereit, Verantwortung zu übernehmen und die Strafe des Kurfürsten zu akzeptieren.

Mit prominenter Besetzung seziert Breth den Kontrast zwischen persönlichem Ehrgeiz, Interessen der Gemeinschaft und der Verantwortung des Einzelnen. Faszinierend deutet August Diehl den schlafwandelnden Prinzen, der Traum und Realität kaum unterscheiden kann. Der 36-Jährige ist einer der wenigen Deutschen mit Hollywood-Erfolg („Salt“ mit Angelina Jolie) und wurde im Salzburger Landestheater wie ein Weltstar bejubelt.

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