Schicksale - Von Emigranten, die ankommen

Schicksale von Aus- und Einwanderern hautnah nacherleben.

Bremerhaven. Als Martha Hühner 1923 mit 17 Jahren ihre Heimat in Richtung New York verließ, hatte sie Glück: Zwei Tanten bezahlten die luxuriöse Überfahrt und halfen ihr beim Einstieg in ihr neues Leben. Wie sie diesen Neuanfang erlebte und wie die alte Pferdebürste des Vaters als Handfeger in einer Bäckerei in New Jersey endete, wird im Deutschen Auswandererhaus erzählt.

Als „Migrationsmuseum“ weitet es bald seinen Blick aus: Neben der jahrhundertelangen Geschichte deutscher Auswanderer geben die Macher ab dem 22. April auch die Geschichte Deutschlands als Einwanderungsland zur Erkundung frei.

Mit der Immigration hugenottischer Familien aus Frankreich nach Preußen beginnt diese Geschichte, die später auch Polen, Türken und Spätaussiedler einschließt. „Durch die museale Aufbereitung des Themas bietet sich ein anderer Zugang zur Einwanderungs- und Integrationsdebatte in Deutschland“, sagt Julian Herbig vom Museum.

Dafür wurde investiert: Die Dauerausstellung zur Auswanderung wurde verändert, und ein Neubau kam hinzu — rund 2000 Quadratmeter für 4,5 Millionen Euro. Nicht von ungefähr: Seit das Museum 2005 seine Türen in die Vergangenheit öffnete, kamen jährlich mehr als 200 000 Besucher. Viele von ihnen sind amerikanische Nachfahren deutscher Auswanderer, die hier ihre Herkunft entdecken.

Der Einwanderung deutscher Familien in die USA seit dem 18. Jahrhundert ist der umgebaute Teil der Ausstellung gewidmet: ihre Integration in Arbeit, Sprache und Gesellschaft der neuen Heimat. Und die Frage der Bewahrung der eigenen Kultur. Statt als Parallelgesellschaft bezeichnet zu werden, haben sie die USA maßgeblich mitgeprägt.

„Wir wollen Vorurteile abbauen. Einwanderung bleibt nicht abstrakt, sondern wird anhand konkreter Biografien persönlich“, sagt Herbig.

Die Reise in die Neue Welt erleben die Gäste in historischen Kulissen, als wären sie selbst dabei. Über die Gangway besteigen sie das abfahrbereite Dampfschiff und erschrecken über die Enge an Bord. 30 Aus- und Einwanderer werden so zu virtuellen Ausstellungsbegleitern. Das Deutsche Auswandererhaus ist zwischen März und Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ausstellung zur Einwanderung öffnet am 22. April. Eintritt: 12,50 Euro.

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