Sebastian Koch: Ein verträumter Bösewicht

Der Schauspieler Sebastian Koch über den Spaß am Spagat zwischen Hollywood-Action und intimer Lesung.

Düsseldorf. Sebastian Koch kann großes Kino und intime Theaterbühne. Am Sonntag liest er im Opernhaus Düsseldorf, ab 14. Februar ist er in dem US-Actionfilm „Stirb langsam 5“ an der Seite von Bruce Willis zu sehen.

Herr Koch, wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Sie schauspielerisches Talent haben?

Sebastian Koch: Ich kam auf Umwegen zur Schauspielerei — eigentlich wollte ich Musiker werden. Bei meiner Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung habe ich gemerkt, dass da etwas stärker ist als die Musik. Und als ich dann an der Schauspielschule in München angenommen wurde, wusste ich: Da wartet etwas auf mich.

Heute sind Sie ein internationaler TV- und Kinostar. Sie haben unter anderem historische Figuren wie Andreas Baader, Klaus Mann, Albert Speer und Claus Graf Schenck von Stauffenberg verkörpert. Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Koch: Ich finde, alle sollten sich um einen Tisch versammeln und ein Dinner veranstalten, öffentlich. Das verspricht größten Zündstoff, es sind so unterschiedliche Charaktere. Das ist ja das Tolle an der Schauspielerei: Es beginnt immer etwas Neues mit dem Risiko, dass es schiefgeht. Ich versuche, mich nicht zu wiederholen.

Dann käme eine Rolle als „Tatort“-Kommissar für Sie nicht in Betracht?

Koch: Ich glaube, wir Deutschen sollten noch zwei bis drei neue Bundesländer gründen, damit die große Nachfrage an Kommissaren gestillt werden kann. . .

Erst kürzlich sagten Sie, eine Rolle nähmen Sie nur an, wenn sie zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passe. Was war denn los, als Sie einwilligten, den Bösewicht in dem Hollywood-Actionfilm „Stirb langsam 5“ zu geben?

Koch (lacht): „Die Hard“ kann man nicht ablehnen. Ich wollte die große Hollywood-Maschinerie kennenlernen, und es hat mir großen Spaß gemacht. Vorher habe ich in einer Independent-Produktion gespielt, das war in allem das genaue Gegenteil.

Mussten Sie sich wie beim „Seewolf“ Muskeln antrainieren?

Koch: Nee, Komorov, der Widersacher von Bruce Willis, war länger im Gefängnis und ist ein zäher Marathon-Mann, eher ein Intellektueller.

Sie laufen ja auch. . .

Koch: Ja, zwei- bis dreimal die Woche eine Stunde. Das erlaubt mir, alles zu essen, was ich will.

Kontrastprogramm: Sie lesen in Düsseldorf aus Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“. Was gibt Ihnen eine solche Veranstaltung?

Koch: Ich habe zehn Jahre Theater gespielt. Solche Programme sind ein schöner Ausgleich, um den Kontakt zum Publikum nicht zu verlieren. Da ist der Dialog, es ist live. Das Konzept mit Musik ist theatralisch.

Warum haben Sie Arthur Schnitzler gewählt?

Koch: Die „Traumnovelle“ ist einer der schönsten Texte, den ich kenne. Meine frühere Agentin Erna Baumbauer bat mich vor sieben Jahren, ihn zu lesen. Als ich es tat, dachte ich nur: „Worauf habe ich mich da eingelassen!“ Dann hat er mich nicht mehr losgelassen. Ich habe Musik von Sibelius und Débussy dazu ausprobiert, aber das war es nicht. Als ich irgendwann Miles Davis hörte, wusste ich: Dieses Morbide, Schwüle, Erotische — das ist es.

Wie kamen der Komponist Hubert Nuss und sein Quartett dazu?

Koch: Über einen Freund. Hubert konnte sich sofort in meine Konzeption einfühlen und hat den Sound komponiert.

Thema sind die erotischen Fantasien eines Ehepaares. Wie empfinden Sie diese rauschhaften Erlebnisse beim Lesen?

Koch: Man muss sich da einfinden. Träume und Motive sind geschickt verwoben, das ist das Geniale an dem Text. Die eine Figur taucht im Traum der andern auf, das Buch ist fast wie eine Fuge geschrieben. Fridolins Thema, Albertines Thema, der rauschhafte Ball — das alles findet auch in der Musik statt. Ich versuche, Bilder so entstehen zu lassen, dass der Zuschauer sich mit mir darin bewegen kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort