Shakespeare Festival bringt Mord, Macht und Tod ins Globe

Zum 25. Jubiläum locken 34 Veranstaltungen nach Neuss. Erstmals ist eine Auftragsproduktion zu sehen.

Die „Bremer Shakespeare Company“ zeigt „Shakespeares Könige — Mord, Macht, Tod“ und die insgesamt 600. Vorstellung im Globe.

Die „Bremer Shakespeare Company“ zeigt „Shakespeares Könige — Mord, Macht, Tod“ und die insgesamt 600. Vorstellung im Globe.

Foto: Marianne Menke

Neuss. Mit Mördern und Liebenden, mutigen Brasilianern und schrillen Österreichern, Tränen und Lachanfällen soll das Jubiläum des Neusser Shakespeare Festivals gefeiert werden. Seit 25 Jahren locken die Werke des Dichters tausende Besucher ins Globe an der Rennbahn. In diesem Jahr sind vom 28. Mai bis zum 27. Juni sechs Komödien, drei Tragödien, eine Historie und eine „Impro-Oper“ zu sehen — insgesamt 34 Veranstaltungen.

Rainer Wiertz hat erneut die künstlerische Leitung übernommen: „Wir haben in diesem Jahr drei Uraufführungen und sieben Deutschland-Premieren. Das ist natürlich ein gewisses Risiko für den Veranstalter, aber wahnsinnig spannend für das Publikum.“

Den Auftakt macht die britische „Shakespeare at the Tobacco Factory“ mit dem tragischen Dauerbrenner „Romeo und Julia“. Die 28-jährige Polina Kalinina, die als aufstrebende Regisseurin gefeiert wird, zeigt ihre Inszenierung gleich fünf Mal.

Vom 1. bis zum 3. Juni spielen „Shakespeare und Partner“ verkehrte Welt. In der romantischen Komödie „Wie es euch gefällt“ haben Frauen die Hosen an und Männer den Rock. „Das ist vor allem eine Aufführung für diejenigen, die das Stück eher als Lustspiel begreifen, das kann sehr unterhaltsam werden“, sagt Wiertz.

Eine spannende Neuinterpretation verspricht auch die brasilianische „Cia Completa Mente Solta“ (dt. „Kompanie des völlig freien Geistes“), die „Hamlet“ in die Favelas von Rio und in die Lebenswirklichkeit junger Menschen überträgt.

Danach spielt das „Scottish Play“ eine preisgekrönte „Macbeth“-Inszenierung, Schauspielhaus und Kunstuniversität Graz kündigen eine gegen den Strich gekämmte Version der „Widerspenstigen Zähmung“ an, und die junge Theatergruppe „Els Pirates“ zeigt „Nit de Reis“ („Was ihr wollt“) als musiziertes Wechselspiel um Liebe und Verführung in katalanischer Sprache — mit deutscher Übertitelung.

Am 10. Juni wartet das Festival mit einer Jubiläumsüberraschung auf: Das Improvisations-Ensemble „La Triviata“ spielt, singt und dichtet zu Shakespeare nach Stichworten aus dem Publikum. „Jeder Abend ist anders, aber es ist kein Abend langweilig. Es kommt ganz auf das Publikum an“, freut sich Wiertz.

Das Motto sollte für das ganze Festival gelten. Nach dem Münchner Ensemble steigen die Bremer auf die Bretter. Der „bremer shakespeare company“ gebührt besondere Ehre: Sie spielt die 600. Vorstellung im Globe. Unter dem Titel „Shakespeares Könige — Mord, Macht, Tod“ will sie Ordnung ins blutige Chaos der britischen Herrscherfolge bringen.

Ein weiterer Höhepunkt zum Jubiläum ist die erste Auftragsproduktion im Globe. Mit Unterstützung des NRW-Kulturministeriums zeigt Dan Jemmett eine skurrile Interpretation der Komödie „Measure for Measure“ mit nur vier Schauspielern. Wenn es nach Rainer Wiertz geht, soll „Maß für Maß“ nicht der letzte Auftrag bleiben: „Wir wollen demnächst weitere Shakespeare-Stücke, die nur selten oder gar nicht aufgeführt werden, auf die Bühne bringen.“

Auch die „Theaterachse Salzburg“ zeigt mit „Die lustigen Weiber von Windsor“ eine selten gespielte Komödie. Film- und Fernsehschauspieler Dominique Horwitz lässt mit der Berliner „Lautten Compagney“ die Puppen im „Sommernachtstraum“ tanzen. Sein Kollege Gustav Peter steht danach als agierender Rezitator mit dem WDR Rundfunkchor auf der Bühne.

Den Abschluss macht Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Stephen Jameson, der in „Love’s Labour’s Lost“ den König von Navarra aus der italienischen Renaissance an die Harvard University holt.

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