„Skizzen aus dem Feld“ im Kunst-Lazarett

Das Osthaus Museum in Hagen zeigt mit „Weltenbrand“ eine gelungene Ausstellung zum Ersten Weltkrieg — mit Lokalkolorit.

„Skizzen aus dem Feld“ im Kunst-Lazarett
Foto: N.N.

Hagen. Der „Eiserne Schmied von Hagen“ kann als Sinnbild stehen: Eine vier Meter hohe Figur aus Eiche, in die Bürger einen Nagel hauen konnten, um so ihre „Schlagkraft“ an der Heimatfront zu beweisen. Ein Ausschuss hatte 1915 den Dortmunder Bildhauer Friedrich Bagdons mit dem Standbild beauftragt, das Karl Ernst Osthaus so gar nicht gefiel. Einen „als Schmied verkleideten Zeus“ nannte der Kunstmäzen es abschätzig — und ermutigte Ernst Ludwig Kirchner zu einem Gegenentwurf.

Der machte drei Vorschläge — die ihrer expressionistischen Formensprache wegen der Stadt missfiel. Aufgestellt wurde also Bagdons heroische Skulptur, „um Stolz zu tragen des Weltenbrandes Fluch“, wie es seinerzeit auf einer der Postkarten hieß, die neben Bronze-Plaketten und Miniaturen der Figur als „Fanartikel“ verkauft wurden.

Das Original des Schmiedes steht seiner Größe wegen zwar nicht im Osthaus Museum, wo gerade „Weltenbrand — Hagen 1914“ zu sehen ist. Gezeigt wird aber eine Fotoreplik, zusammen mit 700 anderen Exponaten. Fast alle stammen aus Hagen, handelt es sich doch um ein Gemeinschaftsprojekt des Osthaus Museums und Archivs, des Stadtmuseums und des Stadtarchivs.

Einmal mehr versteht Museumsdirektor Tayfun Belgin, der mit Ralf Blank die Ausstellung kuratiert hat, in Zeiten knapper Kassen mit der eigenen Sammlung eine sehenswerte Ausstellung auf die Beine zu stellen. Sie ist durch das Wirken von Karl Ernst Osthaus auch überregional von Interesse. War Hagen vor dem Ersten Weltkrieg doch eines der Zentren der Moderne.

Der Erste Weltkrieg jedoch bildete eine Zäsur. Mit Porträts von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. gibt die Ausstellung die Atmosphäre der Jahre wieder. Kriegsvereine zeugen von der Euphorie, mit der die Menschen in die Schlacht zogen. Es gibt Grafiken zu sehen, die Erich Heckel, Kirchner oder der Hagener Walther Bötticher an der Front fertigten.

Auch in den Kriegsjahren förderte Osthaus seine Künstler. Nachdem er zunächst sein Museum geräumt hatte, um es als Reserve-Lazarett zur Verfügung zu stellen, zeigte er darin ab 1915 „Skizzen aus dem Feld“. Den Maler Christian Rohlfs ließ Osthaus sogar jahrelang im Museum wohnen. Bei Kriegsausbruch konnte der kein Bild mehr malen, verfolgte nur noch geschockt die Kampfhandlungen, wie Gertrud Osthaus an Ada Nolde schrieb: „Er steht den ganzen Tag an der Depeschenausgabe; auf die Staffelei ist eine große Kriegskarte gespannt.“

„Weltenbrand — Hagen 1914“. Osthaus Museum, Di., Mi. und Fr. 10 bis 17 Uhr, Do. 13 bis 20 Uhr, Sa./So. 11 bis 18 Uhr.

osthausmuseum.de

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