Skulpturenpark: Schwebende Gedichte in Stahl - Tony Cragg präsentiert Jaume Plensa

Wuppertal. Die großen Figuren von Jaume Plensa haben ein tonnenschweres Gewicht, doch sie wirken luftig und zart, sie scheinen in sich gekehrt und zugleich offen nach außen. „Vibrierendes Material“ nennt das Tony Cragg, Hausherr im hügeligen Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal.

Skulpturenpark: Schwebende Gedichte in Stahl - Tony Cragg präsentiert Jaume Plensa
Foto: Andreas Fischer

Bis zum 22. Juni zeigt der Bildhauer vier raumgreifende sitzende Figuren seines spanischen Kollegen (geb. 1955) in und an der Glashalle. Wie immer hat Cragg für eine Ausstellung einen Künstler ausgesucht, der ihn persönlich überzeugt.

Skulpturenpark: Schwebende Gedichte in Stahl - Tony Cragg präsentiert Jaume Plensa
Foto: Fischer, Andreas (f22)

Allerdings gehört der zurückhaltend auftretende Plensa auch zu den international stark gefragten Bildhauern: Er bestückt Ausstellungen in ganz Europa, eine riesige Skulptur steht in New York, eine andere überragt einen Wald in Nordengland.

Die aktuellen Arbeiten in Wuppertal zeigen den Einfluss der Poesie auf sein Werk — schwebend ineinander verwobene Zitate von Elias Canetti und William Blake in rostfreiem Stahl („Thoughts“, Gedanken), Schriftzeichen aus vielen Alphabeten in „Story Teller“ (Geschichtenerzähler), Noten in „Silent Music“ (Stille Musik). Ruhe ist ihm wichtig — „eine innere Stille muss geschaffen werden, so dass die Menschen wieder bei sich selbst sind“,

Zugleich ist ein Leben ohne Kommunikation für ihn nicht vorstellbar. Buchstaben sind für den Spanier eine Metapher der menschlichen Gesellschaft. Allein sind sie nichts, erst zusammen mit anderen ergeben sie einen Sinn — ob sie sich zu Worten und Texten fügen oder ob sich Einzelwesen zu einer Familie und einem Gemeinwesen zusammenfinden.

Ein ganz anders gelagertes Werk von Plensa steht bereits im Park: ein Frauenkopf aus weißem Marmor („Mariana W’s World“, 2012 ) — das Porträt integriert die schräge Perspektive des Betrachters, wodurch der seiner eigenen Wahrnehmung kaum noch trauen kann.

Cragg ist mit seinen eigenen Werken derzeit international unterwegs. Am Mittwoch hat er in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku seinen 65. Geburtstag gefeiert und zugleich 4000 Kilometer von seiner Wahlheimat Wuppertal entfernt eine Ausstellung mit 28 seiner Werke eröffnet: „Die Stadt sieht ein bisschen aus wie Paris, die Menschen sind freundlich und neugierig.“ Von September an werden Cragg-Skulpturen auch im Madison Square Park in New York ausgestellt.
skulpturenpark-waldfrieden.de

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