Tatjana Valsang: Bilder der Von der Heydt-Kunsthalle

Die große Entdeckung Tatjana Valsang zeigt ihre Bilder in der Wuppertaler Von der Heydt-Kunsthalle.

Wuppertal. Sie nutze beileibe nicht nur eine Technik, sie habe ja lange genug geübt, sagt Tatjana Valsang und lächelt. Kleine Untertreibung — es waren 30 Jahre, die sie für sich im Atelier gearbeitet hat, ohne ihre Bilder zu zeigen.

Vor zwei Jahren hat sie ihre Werke erstmals herausgerückt und sehr erfolgreich in der Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer gezeigt. Nun präsentiert die 49-Jährige in der Wuppertaler Von der Heydt-Kunsthalle „Archipel“, eine Schau von wunderbarer Wucht.

Als Inspiration dienten ihr Prozesse, Proportionen und Farben aus der wirklichen Welt, sagt Valsang. Doch das, was dann auf der Leinwand entsteht, hat man noch nie gesehen — aber es wirkt nicht fremd. Die Malerin vereint diametrale Gegensätze mit scheinbar leichter Hand.

Es sind Bilder in durchgehend gedeckten Farben (sie mag die Zwischentöne), die dennoch den Raum erleuchten. Zarte organische Formen — Amöbenhaftes, Farnartiges, Schneckiges, Blatt- und Wurmähnliches — strahlen Stärke aus. Je näher man an die Bilder herantritt, desto dynamischer und durchscheinender wirken sie.

Der Schwung der Linien zieht den Betrachter ins Bild, immer mehr Farbschichten lassen sich erahnen, die zahlreiche Details mehr hervortreten lassen als verbergen. „Augentraum“ nennt die Kunsthistorikerin Kirsten Voigt diese Malerei im Vorwort zu dem vorzüglich gemachten Katalog.

Tatjana Valsang arbeitet mit stark verdünnten Acrylfarben, mal mehr, mal weniger nass in nass. Manche Farbfelder grenzen sich scharf voneinander ab, andere laufen an den Rändern ineinander, bilden kapillarfeine Verästelungen wie Adern — das Feinste interessiere sie, sagt die Künstlerin. 1,90 Meter Seitenmaß dürfen ihre Bilder maximal haben, dann erreicht sie mit ihren Pinseln noch gut die Bildmitte. Bis zur Besenbreite bindet sie die Pinsel aneinander — der größte heißt Manfred. Auch den anderen hat sie Bezeichnungen gegeben und notiert bei jedem Bild, ob sie „ihre Sache gut gemacht haben“.

Dass Tatjana Valsang jahrzehntelang allein im Atelier gearbeitet hat, hängt auch damit zusammen, dass sie ebenfalls seit Jahrzehnten mit dem Bildhauer Tony Cragg verheiratet ist. Den Namen Valsang (nach einer Wiese im schwedischen Urlaubsdomizil) hat sie sich zugelegt, um zu verhindern, dass sie als „Frau von“ wahrgenommen wird, die in seinem Kielwasser schwimmen will. Selbstverständlich wolle sie ihren Mann nicht verleugnen, „aber er hat nun mal mit der Entstehung meiner Bilder nichts zu tun“.

Sie habe auch gar nicht gemerkt, dass so viele Jahre vergangen seien. Die Arbeit im Atelier — regelmäßig und akribisch — habe ihr gereicht. Außerdem: „Man hat ja auch viel zu tun im Leben“, sagt die zweifache Mutter. Da habe sie sich nicht auch noch eine Ausstellung aufbürden wollen. Doch nun hätten sie die erwachsenen Kinder gedrängt, mit ihren Werken nach draußen zu gehen. Eine glückliche Entscheidung.

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