Was von Immendorff bleibt

Überall in der Stadt gibt es Werke des verstorbenen Künstlers. Die Preise ziehen an. Akademie-Rektor Markus Lüpertz übernimmt die Schüler. FOTOS: DAS LEBEN von JÖRG IMMENDORFF

Düsseldorf. Am Mittwoch machte Rektor Markus Lüpertz noch einmal deutlich: Er veranstaltet keine Feier; für die macht sich die Berliner Nationalgalerie stark. Peter Raue, Vorsitzender der Freunde und Ausrichter der erfolgreichen Retrospektive von 2006, nennt auf Anfrage als Termin den 14. Juni, 17 Uhr. Er erklärt allerdings, dieser Vorschlag sei von der Familie noch nicht bestätigt worden.

Eines tut Lüpertz für seinen toten Freund dennoch: Er übernimmt die Klasse, zumindest kommissarisch. Jeder, der will, kann zu ihm kommen. Die Immendorff-Klasse zählt über 20 Studenten, seine eigene Klasse auch. Es wird also eng.

In K 20 häufen sich derweil Anfragen, ob die einzige Staatsgalerie des Landes Kunst von Immendorff besitze? Immer kommt dieselbe Antwort: "Nein, leider nicht." Museumschef Armin Zweite hatte mehrmals Jörg Immendorff im Atelier besucht und "Die apokalyptischen Reiter" betrachtet, ein fulminantes Bild voller Energie, mit einem "Nachbild", worin der Künstler seine Lebensangst in schwarzen, betenden Reitern malte. Zweite kaufte das faszinierende Bild dennoch nicht, sondern entschied sich für vier graue Formate von Gerhard Richter für 3,2 Millionen Euro.

Da war der Landtag schlauer, als er kurz vor dem Festakt zum 60-jährigen Landes-Jubiläum, 2006, für seine Wandelhalle Immendorffs "Malrede" für 100 000 Euro kaufte. Sieben Monate später kostet so ein Mittelformat 150 000 Euro.

Beim Gemälde des Landtags griff der Künstler nicht mehr selbst zum Pinsel. Wertvoller, weil rarer, sind Werke aus den 80er und 90er Jahren. Stephan von Wiese, Leiter der Modernen Abteilung am Kunstmuseum, kaufte 1985 "Die Naht" (1981), einen weißen Stern als Eisscholle auf Blau. Eingeritzt ist die blutige Spur des Brandenburger Tors. 100 000 Mark (rund 50 000 Euro) betrug einst die Versicherungssumme für das Werk. Heute ist es das Siebenfache wert.

2006 zog Immendorffs Kunst an: Laut Kunstkompass stieg sein Rang um 29 Punkte auf Platz 13 der Hitliste. Während seines Kokain-Skandals war das nicht so. Als der Berliner Galerist Bruno Brunett 2003 Gemälde zeigte, gab es "kein Interesse". Erst mit dem Besuch des Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker änderte sich das. Inzwischen beziffert die Hauptgalerie, Werner in Köln, selbst Papierarbeiten mit 5000 Euro.

Auch in Düsseldorf wird mit Immendorff gehandelt, bei Helge Achenbach. Anfang 2001 war Helge dem "lieben Jörg" bei 13 Affen für China finanziell behilflich. Seitdem kamen weitere 24 Affen auf den Markt, die letzten drei werden gerade gegossen. Bislang sind kleinere Bronzen nur von 60 000 auf 75 000 Euro gestiegen. Achenbach zeigt sie rund ums GAP am Graf-Adolf-Platz vor seinen Monkey’s-Lokalen. Die Reproduktion eines Immendorff-Bildes hat er inzwischen aus dem Monkey’s-Club an der Kö entfernt; die Werbe-Aktion ist beendet.

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