Waters baut die Mauer wieder auf

Ex-Kopf von Pink-Floyd zeigt in Düsseldorf eine gigantische Show.

Düsseldorf. Das Intro von „The Wall“ ertönt — und schon ist man auf der Zeitschiene 32 Jahre zurückgerutscht. Das Pink Floyd-Album „The Wall“ markierte für den Songschreiber und Bassisten Roger Waters den persönlichen kreativen Zenit, für die Band war es der Anfang vom Ende.

Das Album „The Wall“ wurden 40 Millionen Mal verkauft, aber die Show erlebte 1980 nur einige Auftritte in New York, London und Dortmund. Dann wollte Waters aus der Gruppe aussteigen, David Gilmour und Nick Mason kündigten an, allein weiterzumachen — bis 1987 beharkte man sich um die Rechte am gemeinsamen Werk.

1990 stellte Waters anlässlich der Wiedervereinigung noch einmal eine weltweit übertragene Aufführung von „The Wall“ in Berlin auf die Beine. 20 Jahre später schickt er sein Opus Magnum erneut auf die Reise.

Die aktuelle Produktion in der Düsseldorfer Arena ist ein grandioser Brocken multimedial aufbereiteten Rockbombasts. Die mehr als 70 Meter breite Bühne ist an der Längsseite der ausverkauften Halle aufgebaut. Die 35 000 Besucher blicken durch ein Loch in dieser Mauer auf zwölf Musiker, die sich neben den reaktivierten Requisiten wie fliegenden Schweinen in Lastwagengröße, haushohen aufblasbaren Puppen und einem in die Mauer stürzenden Kriegsflugzeug wie Spielzeugfiguren ausnehmen.

Der 67-jährige Waters spielt das Doppelalbum, ein teils autobiographisches Konglomerat aus Innenschau, Gesellschaftskritik und Anti-Kriegs-Parolen, in seiner gesamten Länge von mehr als zwei Stunden. Riesige Projektoren werfen bewegte Bilder der Musiker sowie Animations-Sequenzen aus Alan Parkers „Wall“-Verfilmung auf die gesamte Breite der Mauer.

Bei „Mother“ singt Waters gar zu einer Videoaufnahme von sich selbst aus den „Wall“-Konzerten von 1980. Das ist unmittelbar umwerfend, schon nach den ersten Minuten haben die Zuschauer vergessen, wie man den Mund wieder schließt.

Minutiös ist die Choreographie dieses Mauerbaus inszeniert — zur Pause ist die Band vollständig hinter der Mauer verschwunden: Angst baut Mauern — „fear builds walls“, den inneren Mauerbau gibt es noch immer.

Die Gitarristen Snowy White, G.E. Smith und Dave Kilmister zaubern den Sound des Pink Floyd-Gitarristen David Gilmour in Vollendung wieder herbei. Dessen unsterbliches Gitarrensolo in „Comfortably Numb“ wird dem Original in Ton, Phrasierung und Ausdruck ebenbürtig zelebriert.

„The Wall“ 2011 ist größenwahnsinnig, überbordend, pompös, spektakulär. Und schlicht großartig. Waters hat angedeutet, nach dieser Tournee seine aktive Karriere beenden zu wollen. Richtig, denn viel kann danach nicht mehr kommen.

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