Zögerlicher Start des Philipp Kaiser

Viel Konzeptkunst, wenig Populäres im Programm 2013.

Köln. Eine überragende Schau hat der neue Direktor des Kölner Museums Ludwig, Philipp Kaiser, nicht im Programm. Der Einstand des 40-jährigen Schweizers, der zuletzt als Seniorkurator in Los Angeles gearbeitet hat, wirkt zögerlich. Statt eines Feuerwerks, das ihm die Menschenmassen ins beliebte Haus neben dem Kölner Dom bringen könnte, will er Konzeptkunst, Minimales und Performatives, aber nichts Populäres zeigen.

Viele anglo-amerikanische Künstler sind darunter, die nur Insidern bekannt sind. Seine größte Aufgabe sieht er darin, die kostbare Sammlung umzukrempeln, neu zu hängen und zu stellen. Ihn reize es, die Schatzkammer in neuem Licht zu präsentieren, sagt er.

Noch vor der Amtseinführung von Kaiser wurde für rund 220 000 Euro mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Kunststiftung NRW ein großes Konvolut von Arbeiten und Archivalien Man Rays aus der Sammlung Gruber gekauft. Daraus resultiert die wichtigste Schau gleich Ende Januar. Mit dem großen Fotografen Man Ray verabschiedet sich der Leiter der hochkarätigen Fotografischen Sammlungen, Bodo von Dewitz, in den vorzeitigen Ruhestand.

Kaiser selbst hofft auf Interesse für eine Wandarbeit von Saul Steinberg (1914-1999) aus den Königlichen Museen in Brüssel. Dorthin waren die acht Tafeln nach der Weltausstellung 1958 in Brüssel gelangt, jetzt sollen sie als humorvoll-kritisches Panorama des damaligen amerikanischen Alltags in Köln aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.

Parallel zur Art Cologne will sich der Kölner Medienprofessor Phil Collins (42) zur Unterhaltungsindustrie in Szene setzen. Gleichzeitig wird es eine Retrospektive der Amerikanerin Andrea Fraser (47) geben, deren Wolfgang Hahn-Preis in eine Schau zur „Selbstbefragung der Kunstwelt“ umgemünzt wird, mit Schauspielern als Akteuren. Mit der Altmeisterin des Minimalismus, Jo Baer, Jahrgang 1929, endet der Ausblick.

Philipp Kaiser wurde für sieben Jahre nach Köln bestellt. Sein Ankaufsetat beträgt eine Million Euro aus Mitteln der Stadt und der Stiftung Ludwig. Sein Ausstellungsetat liegt bei 380 000 Euro. Was er an Sponsorengeldern hinzugewinnt, hängt von ihm ab.

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