Zwei einsame Herzen verzweifeln in Istanbul

Hagen zeigt als erstes Theater in NRW die deutsch-türkische Oper „Gegen die Wand“.

Hagen. Sibel ist drogenabhängig, Cahit Alkoholiker. Das ungleiche deutsch-türkische Pärchen heiratet zum Schein in Istanbul, damit Sibel Ruhe vor ihren erzkonservativen Eltern hat und sich hemmungslos in die Partyszene stürzen kann. Aber dann verliebt sich Cahit in Sibel, ersticht eifersüchtig einen ihrer vielen Sexpartner und kommt ins Gefängnis.

Der Filmemacher Fatih Akin brachte 2004 die Lebenskämpfer Sibel und Cahit in „Gegen die Wand“ ins Kino. Vier Jahre später machte Ludger Vollmer aus dem Stoff die erste Oper in deutscher und türkischer Sprache. Hagen führt nun als erstes Theater in NRW dieses west-östliche Klang-Opus auf — in einer packenden und kitschfreien Kammerspiel-Fassung seines Intendanten Norbert Hilchenbach.

Auf leerer Bühne erzählt er mal auf deutsch, mal auf türkisch die beklemmende Geschichte dieser einsamen Herzen. Hilchenbach beleuchtet den Generationenkonflikt: Im Westen scheint er überstanden, im Orient zersprengt er alte Familienbande. Er wechselt zwischen leisen Bildern und aufpeitschenden Szenen, die den Betrachter nicht loslassen.

Die Passions-Oper aus Istanbul wird angetrieben von Vollmers emotional aufgeladener Musik. Der Berliner kreierte eine außergewöhnlicher Mischung aus westlicher klassischer Moderne und türkischer Folklore. Sängerisch überzeugen besonders der kernige Bariton Radoslaw Wielgus (Cahit) und der helle Sopran von Kristine L. Funkhauser. Am Ende: Ovationen für alle.

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