50 Jahre Elysée-Vertrag: Ein Feiertag mit Schatten

Berlin zeigt sich von seiner besten Seite. Der rote Teppiche wird ausgerollt, wenn der französische Präsident und die Abgeordneten der Nationalversammlung von der Seine an die Spree eilen. Sie werden am Dienstag eine „Gemeinsame Erklärung“ verlesen, die „Marseillaise“ und das „Deutschland-Lied“ anstimmen.

Eine ziemlich perfekte Feier eben.

Doch echte Begeisterung für die gemeinsame Sache wird wohl nicht aufkommen. Wie bei so vielen Ehen haben der deutsche Michel und die französische Marianne schon etliche Höhen und Tiefen hinter sich. Allein schon die in Paris weit verbreitete Ansicht, der Berliner Festakt sei eher ein „Fest der Heuchelei“, zeigt, dass momentan mal wieder Abkühlung angesagt ist.

Um Deutschland und Frankreich, und damit auch um die EU, stand es immer dann gut, wenn Kanzler und Präsidenten ein starkes Paar abgaben — so wie Adenauer und De Gaulle, Schmidt und Giscard, Kohl und Mitterrand. Der Binnenmarkt, ein freizügiges Europa ohne Schlagbäume, die Währungsunion und der Euro sind Früchte ihrer Anstrengungen. Aus Erbfeinden sind treue Partner und mächtige Stützpfeiler Europas geworden.

Angela Merkel und François Hollande sind jedoch noch weit davon entfernt, in die Fußstapfen ihrer Vorgänger zu treten. Weil der deutsch-französische Motor derzeit zu wenig Sprit bekommt, droht auch die europäische Sache auf der Strecke zu bleiben.

Die deutsch-französische Liaison war nie eine Liebesheirat, sondern stets eine Vernunftehe. Immerhin: Das Fundament, das die Beiden in fünfzig Jahren geschaffen haben, ist solide genug, um weiter darauf zu bauen.

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