Das ist der Klassenkampf von heute

Privatschulen verzeichnen einen rasanten Zulauf

Ein Kommentar von Anne Grages.

Ein Kommentar von Anne Grages.

Foto: nn

Eltern wollen natürlich nur das Beste für ihr Kind. Die Unsicherheit, wie die beste Grundlage für einen guten Start ins Leben aussieht, ist in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten jedoch enorm gewachsen. Reicht es, wenn ich mein Kind in der nächstgelegenen Grundschule anmelde oder muss es von Anfang an Chinesisch lernen?

Die schlechten Ergebnisse deutscher Schüler in den Pisa-Tests haben die Nervosität bei Eltern und Bildungspolitikern erst recht angefacht. Im ewigen Reformgestocher setzte die Verkürzung der Schulzeit (G8) alle Beteiligten endgültig unter Dampfdruck — Schüler, die den Lernstoff in kurzer Zeit inhalieren sollen (und genauso schnell wieder vergessen), und Lehrer, die ihr eng vorgegebenes Pensum auf Biegen und Brechen durchpauken müssen. Die aktuelle Debatte um Inklusion wirkt auf Eltern ebenfalls wenig vertrauensbildend: Schon wieder etwas, das den normalen Schulalltag mit unbekanntem Ergebnis durcheinanderwirbelt.

Da erscheinen Privatschulen leicht als heile, überschaubare und vor allem abgeschottete Welt. Denn die Schulen freier Träger dürfen sich aussuchen, wen sie ins Klassenzimmer lassen. Migrantenkinder trifft man dort eher selten - was zu dem erstaunlichen Ergebnis führt, dass katholische Schulen auch deshalb von Muslimen sehr geschätzt werden.

Privatschulen haben oft ein breiteres Angebot als ihre staatlichen Konkurrenten — sei es durch ihren reformpädagogischen Ansatz oder wegen ihrer besseren finanziellen Ausstattung. Doch das spielt bei gleichen Schulformen wie dem Gymnasium am Ende — sprich beim Abitur — nicht die entscheidende Rolle. Da liegen nämlich keineswegs Welten zwischen den Absolventen der behüteten privaten und der gebeutelten staatlichen Schule. Stattdessen schneiden sie gleich ab. Das heißt, die Noten hängen gar nicht vom Schultyp, sondern vom Schüler und dessen familiärem Hintergrund ab — in beiden Fällen bildungs- und erfolgsorientierte Mittelstandsfamilien.

Da wäre es sinnvoll, wenn beide voneinander lernen könnten: Auf dass die freien Träger Integration zu ihrem Anliegen machen und die staatliche Schule mehr Freiheit für Inhalte und Budget bekommt.

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