Meinung Desolate Sicherheitslage

Monatelang haben wir beim Stichwort Krise nur an Griechenland und den Euro gedacht. Das ist Schnee von gestern, der rückblickend fast harmlos wirkt. Jetzt reden wir über Flüchtlinge. Noch jedenfalls.

Sollte Wladimir Putin auf die Idee kommen, die gesamte Ukraine mit Gewalt zu einem Teil Russlands zu machen, droht eine militärische Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten. Und die Flüchtlinge wären nicht mehr auf Platz Eins unserer Wahrnehmung.

Angesichts dieser Krisen, deren mediale Bewertung so rasch wechselt, haben wir Afghanistan völlig aus dem Blick verloren. Dabei sind die Probleme auch dort keineswegs gelöst. Wie desolat die Sicherheitslage ist, wurde am Sonntag beim Besuch von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Kabul deutlich. Die kurze Strecke vom Flughafen in die Stadt legte Steinmeier mit dem Hubschrauber zurück, weil die Fahrt mit dem Auto ins Zentrum als zu gefährlich gilt. Das sagt viel aus über die Lage im Land nach der Beendigung des internationalen Kampfeinsatzes.

Steinmeier hat in Afghanistan gesagt, dass die Bundesregierung das Land am Hindukusch nicht vergisst. Welchen Wert solche Versprechen haben, entscheidet sich aber eher in Washington als in Berlin. Gemeinsam rein, gemeinsam raus — diese Losung gilt unverändert. Wenn die USA Afghanistan Ende 2016 wie angekündigt den Rücken kehren, werden die Deutschen ihnen folgen. Derweil regiert in Kabul die Angst. Der Dialog zwischen Präsident Aschraf Ghani und den radikalislamischen Taliban-Milizen droht zu scheitern. Attentate beherrschen den Alltag der Menschen in einem Land, das vergeblich auf Frieden hofft.

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