Ein möglicher Weg, aber kein guter

kommentar Die große Koalition denkt an Impfungen per Gesetz

Wenn Eltern überlegen, ob sie ihre Kinder tatsächlich impfen lassen sollen, dann liegt das auch daran, dass die meisten Krankheiten, gegen die es einen Schutz gibt, ihren Schrecken verloren haben. Nur ist die Realität eben eine andere, wie die jüngste Masern-Welle zeigt. Überrascht wird dann zur Kenntnis genommen, dass ein Kind an den Folgen einer Infektion gestorben ist oder jemand wegen Mumps zeugungsunfähig wurde. Vermeintlich harmlose Krankheiten können also immer noch schlimme Folgen haben. Das war früher so, das ist heute nicht anders.

Zum Glück ticken die meisten Eltern vernünftig. Sie wissen, wie wichtig, ja lebensrettend Impfungen sein können. Trotz Nebenwirkungen, die es gibt, die nicht verschwiegen werden dürfen, die aber nicht zwangsläufig eintreten müssen. Wer sich deshalb verweigert, handelt fahrlässig; der spielt mit der eigenen Gesundheit, aber mehr noch mit der seiner Kinder Lotterie.

Noch ist die Impfquote in Deutschland hoch, aber sie sinkt. Also muss alles dafür getan werden, dass die Bereitschaft, sich gegen Viren so gut es geht zu schützen, wieder steigt. Eine gesetzliche Pflicht, wie sie jetzt von der großen Koalition aus Union und SPD ins Spiel gebracht wird, wäre eine Möglichkeit. Aber sie ist keine gute. Denn es würden sich dann viele Fragen anschließen: Wie soll die gesetzgeberische Vorschrift kontrolliert werden, vor allem, durch wen? Durch Ärzte, Kindergärten, Jugendamt? Das riecht nach neuer Sozialbürokratie. Und was passiert mit denen, die sich trotzdem der Impfung ihres Kindes widersetzen? Mit welchen Sanktionen will der Staat sie dann belangen? Die Idee ist unausgegoren, ein Schnellschuss. Sie bevormundet Eltern und greift massiv in deren Rechte ein.

Stattdessen muss die Bedeutung von Impfungen wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gehoben werden. Durch Aufklärung und Informationskampagnen. Erinnert sei beispielsweise an eine der Maßnahmen zur Vorsorgeuntersuchung bei Kindern. Da hat allein das Verschicken eines Erinnerungsbriefes die ohnehin hohe Nutzungsquote der Untersuchungen noch mal gesteigert. Das könnte auch bei den Impfungen ein Weg sein.

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