Meinung Erdbeben bei der Fifa

Es grenzt fast an ein Wunder: Ausgerechnet jene Ethikkommission, die die miesen Machenschaften im Weltfußballverband bislang eher verdunkelt als erhellt hat, sorgt bei der Fifa für ein Erdbeben: Die beiden wichtigsten Funktionäre dürfen 90 Tage lang kein Amt ausüben.

Für Joseph Blatter war’s das. Der Fifa-Boss muss nicht nur seinen Platz räumen. Ihm droht wegen Untreue auch eine Gefängnisstrafe. Der Mann ist Geschichte.

Das gilt im Grunde auch für Michel Platini, den Chef des europäischen Fußballverbandes Uefa und Möchtegern-Nachfolger Blatters. Einsehen will der Franzose das allerdings nicht. Er glaubt nach wie vor, im Februar nächsten Jahres Fifa-Chef werden zu können. Dreister geht es kaum. 2011 hat Platini von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken erhalten — angeblich für seine Dienste als Fifa-Angestellter von 1999 bis 2002. Plausible Erklärungen für diese reichlich verspätete Entlohnung hat Platini nicht geliefert. Stattdessen steht der Verdacht im Raum, dass sich Blatter mit den zwei Millionen 2011 die Zustimmung der Uefa bei seiner Wiederwahl erkauft hat.

Wolfgang Niersbach, Chef des Deutschen Fußball-Bundes, rückte gestern erstmals von seinem Freund Platini ab. Gut möglich, dass sich der ehemalige Sportreporter nun selbst in Stellung bringt, um Fifa-Boss zu werden. Ob er allerdings der richtige Mann für die Erneuerung des Weltfußballverbandes ist, darf bezweifelt werden. Zu fest stand er bisher an der Seite Platinis, zu wenig kam von ihm in Sachen Aufklärung, zu lange hat Niersbach ein durch und durch korruptes System hingenommen. Als glaubwürdiger Kopf für den Neustart taugt er nicht.

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