Fracking: Ein klares Nein wäre besser gewesen

Bundesregierung erlaubt Fracking unter Auflagen

Barbara Hendricks gehört zu jenen Köpfen im Bundeskabinett, die kaum jemand kennt. Mit dem Fracking-Gesetz hätte die Bundesumweltministerin das ändern können. Hätte sie sich lautstark für ein Komplettverbot eingesetzt, wären der SPD-Politikerin jede Menge Sympathiepunkte sicher gewesen.

So ist es aber nicht gelaufen. Tatsächlich wurde der ursprüngliche Gesetzentwurf im Sinne der Industrie aufgeweicht. Hendricks hat gar nicht erst versucht, sich ihrem Parteichef Sigmar Gabriel in den Weg zu stellen. Als Vizekanzler und Wirtschaftsminister achtet Gabriel mehr denn je darauf, dass die Interessen der Unternehmen nicht zu kurz kommen.

Was die schwarz-rote Koalition jetzt plant, ebnet dem kommerziellen Fracking in Deutschland den Weg. Dabei wird ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Es entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann. Fakt ist, dass dabei riesige Mengen giftiger Abfälle anfallen. Dass das Trinkwasser verseucht wird und dass es zu Erdbeben kommt, können die Fracking-Befürworter ebenfalls nicht ausschließen. Es gibt keinen einzigen wirklich zwingenden Grund, diese Risiken einzugehen.

Deutschland hat sich für die Energiewende entschieden. Um das Klima zu schützen. Und weil Atomkraft spätestens seit der Katastrophe von Fukushima als zu gefährlich gilt. Erneuerbare Quellen wie Sonne, Wind und Biomasse bilden die neue Basis. Fracking will da so gar nicht ins Bild passen — selbst wenn die Förderung ohne große Risiken möglich wäre. Siehe USA. Dort hat dieser Weg zu einem Überangebot an billigem Öl und Gas geführt. Mit der Konsequenz, dass niemand mehr über die Energiewende spricht.

Fracking-Gas wird hierzulande nicht gebraucht. Ob die Industrie angesichts der zu erwartenden Widerstände in der Bevölkerung überhaupt Probebohrungen durchführt, ist fraglich. Zumal es keine riesigen Vorkommen gibt. Ein klares Nein zum Fracking wäre international ein klimapolitisches Signal gewesen, das die große Koalition praktisch zum Nulltarif hätte haben können. Diese Chance wurde vertan.

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