Gesund und günstig passen nicht zusammen

kommentar Schmidts Ruf nach Kontrollen scheint richtig — ist aber unfair

Einen Qualitäts-Tüv für Schulkantinen und Catering-Unternehmen wünscht sich Bundesernährungsminister Christian Schmidt — wohlwissend, dass er damit kaum Widerspruch ernten wird. Nicht erst seit gestern, sondern seit vielen Jahren bemängeln Experten, dass die Verpflegung an Schulen und Kitas vielerorts zu wünschen übrig lässt. Nach fünf Stunden in der Thermobox ist auch das frischeste Gemüse, wenn es denn überhaupt verwendet wird, ein unappetitlicher Haufen.


Schmidt liegt zwar mit dem Ruf nach präzisen Standards und strengen Kontrollen richtig, springt mit seiner Forderung aber dennoch zu kurz. Denn das Problem nur bei den Kantinenbetreibern oder Zulieferern zu suchen, ist reichlich unfair. Wenn das Schulessen für weniger als drei Euro am Tag angeboten werden soll, frisches Obst und Getränke am besten inklusive, dann kann dies nur zulasten der Qualität gehen.


Der Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt von der Hochschule Niederrhein bemängelt völlig zu Recht eine „Billigmentalität“ bei Landkreisen, Kommunen und Eltern. Genau diese machen Schulkantinenbetreibern enge Preisvorgaben — und die Hölle heiß, wenn’s zu teuer wird. 2,93 Euro kostet ein Mittagessen an weiterführenden Schulen in NRW im Schnitt. Abzüglich der Kosten für Personal, Energie und Anlieferung, bleiben der Küche für Einkauf und Zubereitung nur wenige Cent. Gesund und günstig passen da nicht so recht zusammen.


Dabei haben Schulträger und Eltern es zu allererst selbst in der Hand, von wem der Nachwuchs in der großen Pause verköstigt wird. Eine eigene Küche samt Personal ist freilich zu teuer, aber meist gar nicht notwendig. Viele Catering-Unternehmen haben längst auf das zeitgemäße „Kochen-und-Kühlen“ umgestellt. Eine Methode, die einen hohen Qualitätsstandard gewährleistet, aber gleichzeitig zulässt, Speisen in großen Mengen und zentral, zur Not auf der grünen Wiese, zu produzieren.


Noch ein Aspekt: Je mehr Kinder an der gemeinschaftlichen Verpflegung teilnehmen, desto günstiger wird das Essen für jeden einzelnen. Das sollten diejenigen bedenken, die ihren Sprößlingen Geld mit auf den Weg geben — das dann in der nächsten Pommesbude landet.

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