Helge Achenbach - Der schmerzhafte Sturz vom hohen Ross

Warum Helge Achenbach keinen Promi-Bonus bekam.

Sechs Jahre Haft für einen Mann, der nicht vorbestraft und zudem gesundheitlich angeschlagen ist, das ist keine milde Strafe. Zumal Helge Achenbach bereits seit Juni vergangenen Jahres in Untersuchungshaft sitzt. Tatsächlich gab es für den Kunstberater keinen Promi-Bonus. Das hat er nicht zuletzt seinen Verteidigern zu verdanken. Deren offensive Strategie ging vor dem Essener Landgericht voll nach hinten los.

Eine wesentliche Voraussetzung für ein mildes Urteil ist Reue. Die zeigte Achenbach, als er unter Tränen bedauerte, seinen „Freund“ Berthold Albrecht betrogen zu haben. Doch das Plädoyer seiner Anwälte hinterließ einen ganz anderen Eindruck.

Die Argumentation, dass kein Schaden entstanden sei, weil Kunstwerke und Oldtimer ja sogar noch an Wert gewonnen hätten, stieß auf der Richterbank auf wenig Verständnis. Es war ein Plädoyer vom hohen Ross, so als ob eigentlich gar nichts gewesen wäre. Das entsprach ganz den Vorurteilen, die man im Ruhrgebiet von hochnäsigen Düsseldorfern erwartet. Für Reue mag es einen Nachlass bei der Strafe geben, für Arroganz nicht. Letztendlich war es keine kluge Strategie. Stattdessen hätte man — ähnlich wie im Fall Uli Hoeneß — miteinander reden und das bestmögliche Ergebnis für den Mandanten herausholen sollen.

So wird Achenbach noch eine Weile darauf warten müssen, bis er — wie der ehemalige Bayern-Manager — wenigstens tagsüber das Gefängnis verlassen kann. Der Vergleich mit dem Hoeneß-Verfahren, der von einigen Prozess-Beobachtern gezogen wird, hinkt ohnehin.

Denn Helge Achenbach hat über Jahre hinweg eine hohe kriminelle Energie entwickelt, Rechnungen gefälscht und auf raffinierte Art betrogen. Anders als Hoeneß, der einfach nichts gemacht und seine Steuern nicht angegeben hat. Beim Strafmaß spielt das eine große Rolle.

Ebenso, dass Achenbach viele andere Menschen in seine kriminellen Machenschaften mit hineingezogen hat. Ausdrücklich erwähnte das Gericht die meist jungen Mitarbeiter des Kunstberaters, die ihren Job verloren haben und mit dem Makel leben müssen, bei Betrüger-Firmen gearbeitet zu haben. Schaden lässt sich eben nicht nur in Euro messen.

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