Holt die Raumstation ISS vom Himmel

Bemannte Ausflüge ins All: Hohe Kosten, geringer Nutzen

Er ist gesund zurück auf der Erde, Alexander Gerst, unser Mann im All. Eine gute Nachricht, natürlich. Seit Ende Mai hatten Gerst und seine Kollegen auf der internationalen Raumstation ISS rund 400 Kilometer über der Erde geforscht. Unter den wissenschaftlichen Versuchen waren Experimente zur Alterung der Haut und mit Metallen für Turbinen. Das klingt nach Zukunft, nach Innovationen für die Märkte von morgen.

Und überhaupt: Beweist nicht die Zusammenarbeit zwischen Russen, Amerikanern und Deutschen auf der ISS, wie konstruktiv und friedlich Nationen in diesen kriegerischen Zeiten miteinander umgehen können?

So richtig diese Sichtweise zu sein scheint, sie verstellt den Blick auf unbequeme Tatsachen. Dazu gehört, dass die ISS alles andere als eine Erfolgsgeschichte darstellt. Insbesondere hat sich die Hoffnung, dass private Unternehmen auf der Raumstation experimentieren werden, nicht erfüllt.

Vieles lässt sich mittlerweile auf der Erde durchführen — billiger, schneller, effektiver. Offensichtlich haben private Unternehmen an den Möglichkeiten, die die ISS bietet, keinerlei Interesse. Die Frage muss erlaubt sein, ob wir es uns leisten können und wollen, Jahr für Jahr Milliarden in eine solche Station zu stecken.

Es lässt aufhorchen, wenn jemand wie Wolfgang Hillebrandt das rasche Ende der ISS fordert. Der Professor ist einer der Direktoren des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in Garching, weiß also, worüber er redet. Wie viele andere Wissenschaftler hält er die bemannte Raumfahrt für eine Sackgasse — extrem hohe Kosten, lächerlich geringer Nutzen.

Wer unbedingt ins All will, sollte auf Unternehmer wie Richard Branson setzen. Trotz der jüngsten Unglücke mit seinen Raketen hält der Brite an der Idee fest, Kurzausflüge in den Weltraum anzubieten. Bitteschön. Dabei wird nur privates Geld verbrannt.

Um Steuermittel geht es dagegen, wenn Politiker von prestigeträchtigen Projekten wie bemannten Mars-Expeditionen träumen. Geschätzte Kosten: 400 Milliarden Dollar. Aberwitzig. Um zu zeigen, dass zerstrittene Nationen Großes bewegen können, reicht ein Konferenzraum irgendwo auf der Erde.

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