Iran: Schwieriger Partner im Anti-Terror-Kampf

Nach der Atom-Einigung wächst die Bedeutung des Iran

Dass Sigmar Gabriel nach der Atom-Einigung mit dem Iran als erster westlicher Spitzenpolitiker in Teheran auftaucht, passt prima ins Bild. Der Vizekanzler will den deutschen Firmen möglichst rasch die gewinnträchtigen Türen öffnen. Milliardengeschäfte locken. Traditionell genießen Produkte Made in Germany im Iran einen besonders guten Ruf. Diesen Vorsprung gilt es zu nutzen. Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, könnte das Land schon im kommenden Frühjahr Zugang zu den eingefrorenen Vermögen im Ausland bekommen — es geht um etwa 100 Milliarden Dollar. Was auf Dauer noch viel wichtiger ist: Als Land mit den zweitgrößten Gasreserven und den viertgrößten Ölvorkommen der Welt verfügt der Iran über einen fast unermesslichen Reichtum.

Es geht aber nicht nur um Industriepolitik. Die Milliarden Teherans lassen sich auch nutzen, um ganz gezielt Terror zu finanzieren. Saudi-Arabien sieht die seit Jahrzehnten stabile Zweckgemeinschaft mit den USA gegen den Iran massiv bedroht. Mit Recht. Denn ein wesentliches Motiv für die Atom-Einigung ist die Hoffnung des Westens, den Iran als mächtigen Verbündeten im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat aufzubauen. Das kann den Saudis nicht gefallen, deren Öleinnahmen mehr oder weniger offen an den IS fließen.

Im Irak kämpfen schiitische Milizen, die der Iran unterstützt, bereits gegen die sunnitischen Elite-Einheiten des IS. Geld aus Teheran fließt auch an die Terrormiliz Hisbollah, die dem Assad-Regime in Syrien im Krieg gegen seine eigene Bevölkerung beispringt. Und aus der Sicht Israels ist der wiedererstarkte Iran eine Bedrohung, weil Teheran das Existenzrecht des Landes nicht anerkennt und vom „Erzfeind“ Israel spricht.

Das Weiße Haus und Europas Regierungen feiern das Atom-Abkommen mit dem Iran als Sieg der Diplomatie über den Krieg. Das klingt gut, wäre aber nur zutreffend, wenn ein zweiter Schritt folgt: die Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Noch läuft die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung. Saudi-Arabien stachelt überall in der Region Konflikte mit den Schiiten an. Düstere Aussichten: Der Welt droht ein Zuwachs an Terror.

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