Kampf gegen das Rauchen als Vorbild

Gesundheitsrisiken durch Alkohol werden unterschätzt

Dass Alkohol der Gesellschaft mehr schadet als illegale Drogen wie Heroin oder Kokain, kann nicht verwundern. Denn das Problem liegt meist im Dunkeln. Die verbotenen Substanzen stehen im Fokus der Ermittler. Es gibt in der Öffentlichkeit keinen Zweifel am gesundheitlichen Schaden für die Süchtigen. Diese sind meist über die Beschaffung als Gruppe identifizierbar, entsprechend können sie angesprochen und betreut werden.

Anders liegen die Dinge beim Alkohol, dessen Missbrauch sich durch die ganze Gesellschaft zieht — ob Jung oder Alt, Arm oder Reich, mit oder ohne Perspektive. Alkohol ist, mindestens für Erwachsene, immer verfügbar. In jeder Menge und zu jedem Preis.

Das Problem geht weit über die sogenannten Koma-Säufer hinaus. Die meisten Alkoholiker sind Gewohnheitstrinker, die sich selbst gar nicht als süchtig bezeichnen würden und im Alltag meist unerkannt bleiben. Klarer Schnaps wird in die Wasserflasche umgefüllt, gegen die Fahne hilft das Pfefferminz-Bonbon. Ihre Abhängigkeit wird selten entdeckt, das schmälert auch das Problembewusstsein.

Der tägliche Alkoholismus wird oft abgetan und verharmlost. Trinken ist gesellschaftlich anerkannt und fester Bestandteil der Genuss- und Feierkultur in Deutschland. Alkohol ist selbst Teil der Gesellschaft, was die Auseinandersetzung mit dem Problem um so schwerer macht.

Dass die Lage dennoch nicht hoffnungslos ist, zeigt die Entwicklung bei der anderen Massendroge: dem Tabak. Der Rückhalt in der Gesellschaft schwindet. Es ist längst nicht mehr lässig, sich mit der Kippe im Mundwinkel zu präsentieren. Was vor zehn Jahren noch undenkbar war, ist heute Normalität: Das Rauchen ist aus vielen öffentlichen Räumen verbannt. Und das wird so auch weitgehend akzeptiert. Zugleich ist das Problembewusstsein gewachsen. Selbst wenn die Schockfotos in Deutschland letztlich nicht auf den Zigarettenschachteln landen werden, zeigt allein die Debatte Wirkung. Vielleicht hat auch das dazu geführt, dass Jugendliche seltener mit dem Rauchen beginnen. Das ist schon ein kleiner Erfolg.

Der Kampf gegen Alkohol kann sich beim Umgang mit dem Tabak einiges abschauen. Dazu gehört auch die Überlegung, die Alkoholsteuer spürbar anzuheben. Beim Tabak hat das gewirkt.

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